Satire-Kennzeichnung verblasst
Angebliche Pressemitteilung von Faeser mittels KI erstellt
25.6.2024, 14:40 (CEST), letztes Update: 25.6.2024, 15:03 (CEST)
Selbst als Satire gelabelte Inhalte können für Empörung sorgen: Eine gefälschte Pressemitteilung sollte die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) diskreditieren. Weil die ursprüngliche Kennzeichnung als Satire auf dem Weg durch soziale Netzwerke zum Teil verloren ging, wirkt der Inhalt irreführend auf einige Leser. Das zeigen auch Kommentare zum Beitrag.
Bewertung
Beim Schreiben handelt es sich um eine mittels Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Fälschung, worauf auch im Screenshot hingewiesen wird. Das deutsche Bundesinnenministerium (BMI) warnte bereits vor dem gefälschten Statement.
Fakten
Das vielfach in sozialen Netzwerken geteilte Sharepic zeigt eine angebliche Pressemitteilung der deutschen Innenministerin zum Messerangriff eines 25 Jahre alten Mannes afghanischer Herkunft auf Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung in Mannheim. In Folge der Attacke kam ein Polizist ums Leben. Am oberen Anfang des Bildes ist ein Prompt zu sehen, also der Befehl, den ein Large Language Model (LLM) zur Ausgabe von Text benötigt.
Im vorliegenden Fall wurde die Software ChatGPT aufgefordert, eine Pressemitteilung zu verfassen. Als Urheber gab sich der AfD-Politiker und Identitären-Sympathisant Reimond Hoffmann zu erkennen, der einen Screenshot davon auf seinem X-Profil teilte. Genau dieser Screenshot wurde ohne Kommentare dazu weiterverbreitet und teils für bare Münze genommen, obwohl quer über den Text in Großbuchstaben das Wort «Satire» geschrieben steht.
AfD-Chefin Weidel zitierte gefälschtes Schreiben
Selbst AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel zitierte das Schreiben in einer Rede - und entschuldigte sich danach dafür. Das BMI warnte vor der gefälschten Pressemitteilung und davor, dass sie sich trotz Korrektur weiterverbreite.
Faeser kommentierte die Gewalttat von Mannheim tatsächlich, allerdings anders als in der Fake-Mitteilung dargestellt. Die Ministerin verurteilte die Tat als «schreckliches Verbrechen» und drückte den Hinterbliebenen ihre Anteilnahme aus. Zudem machte sie klar, der Täter müsse «mit maximaler Härte des Gesetzes für seine mörderische Tat bestraft werden».
(Stand: 25.06.2024)
Links
sz.de-Artikel zum Messerangriff (archiviert)
Prompt Engineering für LLM (archiviert)
Artikel über Reimond Hoffmann (archiviert)
Hoffmanns Posting auf X (archiviert)
Archiviertes Video mit Weidels Zitat
Weidel-Entschuldigung auf X (archiviert)
X-Posting von Faeser zur Tat (archiviert)
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