Kein Verbot
Mammografie in der Schweiz ab 50 Jahren empfohlen
24.6.2024, 15:28 (CEST)
Brustkrebs ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Eine Mammografie ist deshalb die wichtigste Untersuchung zur Früherkennung. Manche fürchten dabei aber die Strahlenbelastung, in einem Facebook-Posting wird sogar behauptet, dass Mammografie in der Schweiz unter anderem deshalb verboten wurde.
Bewertung
Die Schweiz hat Mammografie nicht verboten. In einigen Kantonen gibt es ein Programm, bei dem Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre zu der Untersuchung eingeladen werden, die Teilnahme ist freiwillig. Die Strahlenbelastung ist laut Experten gering, der Nutzen überwiegt das Risiko.
Fakten
Bei Frauen ab 50 ist die Mammografie die wichtigste Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs. Eine frühzeitige Erkennung erhöht die Heilungschancen und ermöglicht eine schonendere Therapie, schreibt der Schweizer Verband «Swiss Cancer Screening».
Der Ursprung des Postings könnte auf eine zehn Jahre alte Empfehlung des «Swiss Medical Board» - eine nicht-staatliche Institution, die mittlerweile ihre Aktivitäten eingestellt hat - zurückgehen. Die Organisation stellte 2014 ein systematisches Mammografie-Screening unter anderem aufgrund der hohen Kosten infrage.
Im Posting heißt es, dass bei der Untersuchung die Brust «mit radioaktiver Strahlung bombardiert» wird. Die Strahlenbelastung beträgt bei einer modernen Mammografie jedoch nur etwa 0,2 bis 0,3 Millisievert (mSv). Das ist laut dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs in etwa mit einem einwöchigen Aufenthalt im Gebirge vergleichbar.
Durch eine einmalige Mammografie steigt laut der Uni Greifswald das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken um 0,002 Prozent. Ohne zusätzliche Risikofaktoren (zum Beispiel familiäre Vorbelastung) beträgt das Risiko einer Frau, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken, 12 Prozent; durch regelmäßige Mammografien (alle eineinhalb bis zwei Jahre) erhöht sich dieses Risiko bis zum 80. Lebensjahr um 0,04 Prozent - somit auf 12,04 Prozent.
Ein gesunder Körper kann durch eine Röntgenuntersuchung geschädigte Zellen wiederherstellen. Der Nutzen einer Frühdiagnose und entsprechender Behandlung überwiegt damit das Risiko der geringen Strahlendosis einer Mammografie bei Weitem.
In dem Posting wird ebenfalls behauptet, Mammografie-Screenings seien auch in Teilen Kanadas, Italiens, Schottlands und Australiens ausgesetzt. Das ist falsch. In allen vier erwähnten Ländern gibt es ein Screening-Programm für Frauen ab 50 Jahren (in Italien in manchen Regionen ab 45). Auch Frauen zwischen 40 und 50 Jahren können daran teilnehmen, werden aber nicht aktiv dazu eingeladen.
(Stand: 24.6.2024)
Links
Swiss Cancer Screening zu Brustkrebs (archiviert)
Swiss Medical Board (archiviert)
Bericht des Swiss Medical Boards (archiviert)
Infos zu radioaktiver Strahlung (archiviert)
Strahlenbelastung bei Mammografie (archiviert)
Uni Greifswald zu erhöhtem Risiko (archiviert)
Mammografie in Kanada (archiviert)
Mammografie in Italien (archiviert)
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