«Antifa Emskirchen»-Accountname bekannt durch Troll-Aktionen

Nach einer tödlichen Messerattacke auf einen Polizisten in Mannheim durch einen 25-jährigen Afghanen gibt es heftige politische Debatten, auch in den sozialen Netzwerken. Dort verbreitete sich zudem die Behauptung, dass die Antifa auf X, das früher Twitter hieß, unter einem Beitrag kommentiert habe, dass das «Bullenschwein» den Tod «verdient» habe. Auf Sceenshots ist zu sehen, dass es sich um einen Account namens «Antifa Emskirchen» handelt. Es gab daraufhin heftige Kritik an der «Antifa». Doch die Sache ist kompliziert.

Bewertung

Bei der «Antifa Emskirchen» handelt es sich um einen Account-Namen, der in der Vergangenheit mit Troll-Aktionen und Widersprüchen aufgefallen ist.

Fakten

Grundsätzlich gilt, dass sich auf X jeder und jede so nennen kann, wie er oder sie das möchte. Es findet keine Kontrolle statt, wer hinter den Accounts steht. Selbst der Verifizierungshaken ist mittlerweile kein Garant mehr für Seriosität, da die Anforderungen gesenkt wurden. Aktuell bekommen alle User einen solchen Haken, die ein kostenpflichtiges Abonnement für X Premium abgeschlossen haben und ein paar Kriterien erfüllen.  

Außerdem kann sich jeder Account zu jedem Zeitpunkt mit wenigen Klicks eine neue Identität verpassen, indem der Account-Name oder der Nutzernamen mit dem @-Zeichen, auch genannt Handle, geändert wird. 

Zur angeblichen «Antifa Emskirchen»: Ein Account mit diesem Namen fiel bereits früher mit Hassnachrichten und Trollaktionen auf. So berichtete etwa die Nachrichtenplattform «t-online» im Juni 2021, dass ein Account namens «Antifa Emskirchen» regelmäßig Empörung im Zusammenhang mit dem «Drachenlord» losgetreten habe. Beim «Drachenlord» handelt es sich um einen ehemaligen Youtuber aus der Region, der Opfer von Cyber-Mobbing wurde.  

In einem «t-online»-Artikel vom Dezember 2019 steht der Satz: «In der Vergangenheit hatte auch eine angebliche "Antifa Emskirchen" mit absurden Tweets Hass auf die Antifa geschürt.» Der Account wurde zwischenzeitlich sogar eingeschränkt. 

Wer hinter dem Account steckt, lässt sich nicht feststellen. Am 7. Juni zeigte das Profil mit dem Handle @petzgil nicht mehr den Anzeigennamen «Antifa Emskirchen», sondern nannte sich nur «petzgil».

Auch das Profilfoto war ein anderes: Statt einem Logo mit zwei Flaggen und der Aufschrift «Antiimperialistische Aktion» prangte dort der mit den deutschen Nationalfarben unterlegte Satz «Schwarz-Rot-Gold ist bunt genug». Unter dem Stichwort «Stolzmonat» setzen nämlich Ultrakonservative und Rechtsextreme die deutschen Nationalfarben in ihre Profilbilder, um der Regenbogenfahne der Queer-Bewegung plakativ einen Nationalstolz entgegenzustellen.  

Grundsätzlich gibt es nicht «die» Antifa als strukturierte Organisation. In einem Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags aus dem Jahr 2018 heißt es (S. 7/8), es gebe keine Antifa «im Sinne einer einheitlichen, bundesweiten Organisation, sondern eine entsprechende, nicht scharf umrissene Szene mit allenfalls einzelnen, dann mutmaßlich vornehmlich lokal begrenzten Gruppierungen». Emskirchen ist übrigens ein Dorf in Franken, das dem Tourismusverband zufolge 6168 Einwohner hat.

Der Begriff Antifa ist laut dem Duden ein Kurzwort für «Antifaschismus» oder «Antifaschistische Aktion» und bezeichnet «Bewegungen und Ideologien, die sich gegen Faschismus und Nationalsozialismus richten». 

Und auch auf X (vormals Twitter) gibt es beispielsweise noch weitere Accounts mit dem Anzeigennamen «Antifa Emskirchen», aber mit anderen Handles (hier und hier).

(Stand: 12.6.2024)