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Saharasand kann dank Hämatit magnetisch sein

21.5.2024, 14:45 (CEST)

Roter Staub, der noch dazu magnetisch ist, wirft für manche User Fragen auf. Kann das Saharasand sein, der da auf der Autoscheibe liegt? Die Antwort lautet: Ja.

Der Saharasand, der vom afrikanischen Subkontinent nach Europa geweht wird, ist ein Wetterphänomen, das immer wieder vorkommt. Manchen kommt das allerdings suspekt vor: Sie verbreiten Videos, in denen der angebliche Sand offenbar mit einem Magneten bewegt wird. Kann Sand denn magnetisch sein?

Bewertung

Der Sand, der aus der Sahara nach Europa geweht wird, kann in der Tat magnetisch sein. Der Grund dafür ist die Zusammensetzung. 

Fakten

Saharastaub in der Luft in Mitteleuropa ist laut dem Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ein nicht unübliches Phänomen. Immer wieder wird Sand von der Wüste, die sich quer über den gesamten afrikanischen Kontinent erstreckt, vom Wind aufgewirbelt und Tausende Kilometer nach Europa getragen. Dieses Phänomen ereignet sich zwischen 5 und 15-mal im Jahr - allerdings selten so konzentriert wie am Osterwochenende 2024. 

Hämatit in Saharastaub kann magnetisch wirken

In einem Video (Download Link) dazu ist ein Mann zu sehen, der rötlichen Staub auf einer Windschutzscheibe zu einem kleinen Haufen zusammenschiebt. Dann demonstriert er mit einem angeblich magnetischen Gerät, wie der Staub bewegt wird. Im Titel über dem Video steht: «Er kratzt angeblichen “Saharastaub” von seiner Windschutzscheibe und stellt fest, dass der magnetisch ist.»

Es ist nicht eindeutig, was in diesem Video zusammengekehrt wird - aber es kann gut sein, dass es sich dabei um Saharasand handelt. Die offenbar magnetische Reaktion und die Färbung lassen sich leicht erklären. Wie Harald Strauß vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Münster in einem Online-Ratgeber erläutert, befinden sich im Wüstensand neben Quarzkörnern auch «winzige Körner des Minerals Hämatit».

Hämatit ist ein Eisenoxid, das in Gesteinsarten vorkommt und magnetische Eigenschaften hat. Wenn etwa ein Magnetit-Gestein durch Verwitterung zu Staub verfällt, bleiben die einzelnen Staubkörner magnetisch. Der Sand wird dann tatsächlich von Magneten angezogen.

Laut dem Lexikon der Geowissenschaften gibt es viele verschiedene Gesteine, die in größerem oder kleinerem Ausmaß magnetisch sein können. Harald Elsner von der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zufolge ist die Sahara vor allem «eine Stein-, Fels-, oder Geröllwüste».

Magnetit ist auf der ganzen Welt zu finden, auch in Österreich, Deutschland, oder in der Schweiz. Viel davon ist laut Mineralienatlas in Marokko, am nördlichen Rand der Sahara, zu finden. Vor allem im Hohen Atlasgebirge kommt Magnetit vor. 

Saharastaub ist ein natürliches Phänomen

Das Facebook-Posting aus Österreich enthält noch eine weitere Behauptung. Ein zweites Video (Download-Link) zeigt ein Flugzeug, das dunkle Wolken verbreitet. Im Text dazu steht: «Hier versprühen sie Saharastaub, bzw. Graphen/Black Goo». Es ist nicht zu überprüfen, was die schwarze Schleppe des Flugzeugs in dem Video tatsächlich enthält. Allerdings handelt es sich bei den Wolken aus Saharasand um ein natürliches Phänomen. 

Vor allem Anhänger der Chemtrail-Theorie verbreiten die Behauptung, dass Flugzeuge toxische Chemikalien über der Bevölkerung ablassen. Die dpa hat dazu schon zahlreiche Falschbehauptungen entkräftet (hier, hier und hier).

(Stand: 21.05.2024)

Links

Facebook-Claim (archiviert, Download-Link für Video 1, Download-Link für Video 2)

FAQ beim DWD zu Saharastaub (archiviert)

ZAMG zu Saharastaub (archiviert)

Zur Lage der Sahara in Nordafrika (archiviert)

Kurier-Bericht zu Saharasand (archiviert)

Universität Münster zu Sand in der Wüste (archiviert)

Lexikon der Geowissenschaften zu Gesteinsmagnetismus (archiviert)

BGR zum Vorkommen von Gesteinen in der Sahara (archiviert)

ZAMG zu Saharastaubbewegungen (archiviert)

Magnetismus von Gesteinen bei Chemieunterricht.de (archiviert)

Mineralienatlas zu Magnetit (archiviert)

dpa-Faktencheck: Keine wissenschaftlichen Belege für «Chemtrails»

dpa-Faktencheck: Geo-Engineering und Flugzeugtechnik falsch interpretiert

dpa-Faktencheck: Video zeigt Flugshow in Ohio

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