In Oberhofen am Irrsee

Mehrere Falschbehauptungen rund um möglichen Wolfsangriff auf Pony

22.5.2024, 17:42 (CEST)

Mit der Rückkehr der Wölfe nach Österreich mehren sich auch Berichte über Sichtungen und Zwischenfälle. Immer wieder wird gegen die scheuen Tiere Stimmung gemacht - teils mit falschen Angaben.

Die Wiederansiedlung von Wölfen in Teilen Mitteleuropas kennt nicht nur Befürworter. Wolfsrisse sorgen für Verunsicherung unter Landwirten. Seit Mitte April wird in diesem Zusammenhang ein Video von einem verletzten Pony geteilt. Dazu wird unter anderem behauptet, dass dessen Besitzer von einem Wolf gesprochen habe und dass er eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben musste.

Bewertung

Das Video ist echt und stammt von dem behaupteten Vorfall. Ein Wolf als Angreifer kann aufgrund einer fehlenden DNA-Probe weder bestätigt noch widerlegt werden. Die in sozialen Medien behauptete Verschwiegenheitserklärung existiert nicht, zudem wurden Ort, Zeitpunkt und Hergang der Attacke falsch weiterverbreitet.

Fakten

In der Nacht von 15. auf 16. April 2024 wurde im Gemeindegebiet von Oberhofen am Irrsee ein Pony in einem Stall attackiert. Etwa 800 Meter davon entfernt lag der Kadaver eines gerissenen Rehbocks. Die Verwundungen am Pony legten eine Wolfsattacke nahe, der Rehbock wurde nachweislich von einem Wolf erlegt.

Der Besitzer des Ponys bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) den Zeitpunkt der Attacke und seine Urheberschaft an dem kursierenden Video. Er erklärte zudem, dass er gemeinsam mit seiner Frau das verwundete Tier erstversorgt und dann die Veterinärmedizinerin zu Hilfe gerufen hatte. Am 17. April kam der zuständige Wolfsbeauftragte des Landes Oberösterreich, Georg Schmidinger, zur Begutachtung beider Tiere.

Keine DNA-Probenentnahme möglich

Anders als beim Rehbock war ihm zufolge am Pony aufgrund der raschen Wundversorgung keine DNA-Probenentnahme mehr möglich. Deshalb könne er einen Wolf als Angreifer «nicht ausschließen, auch wenn ich nicht sicher behaupten kann, dass er es war», erklärte Schmidinger gegenüber der dpa.

Sollte ein Wolf das Pony attackiert haben, würde Schmidinger von einem einjährigen, noch ungeübten Tier ausgehen. Dafür sprächen die zahlreichen Beißversuche am Pony, dessen Fleisch im Vergleich zu einem Reh viel zäher sei. Zudem würden ältere Wölfe nur dann ein Pony angreifen, «wenn es die Gegebenheiten erlauben».

Was in sozialen Medien definitiv falsch wiedergegeben wurde, waren etwa der Ort des Geschehens - tatsächlich handelte es sich um die Nachbargemeinde - sowie die Worte des Ponybesitzers, der den Wolf nie direkt als Angreifer genannt hatte, wie er versicherte: «Dass es ein Wolf sein könnte, war eine reine Vermutung. Ich habe meine Worte stets wohlbedacht gewählt.»

Auch dass ihm der Wolfsbeauftragte eine Unterschrift zur Verschwiegenheit abgerungen hätte, wies er von sich. Beide Parteien versicherten der dpa ein korrektes Vorgehen und eine gute, vertrauensvolle Gesprächsbasis. Schmidinger nannte die Behauptung aus den Postings eine «fast kriminelle» Unterstellung.

Zudem widersprach der Besitzer der Darstellung, der Wolf habe das Pony aus dem Stall gezerrt. Er und seine Frau hätten das verwundete Tier im Stall vorgefunden und dort versorgt. Laut Schmidinger könnte der Erstangriff allerdings außerhalb des Offenstalls stattgefunden haben und das verschreckte Pony dann in den Stall gelaufen sein.

(Stand: 16.5.2024)

Links

Verbreitungskarten zu Wölfen in Österreich (archiviert

Facebook-Posting mit Video (archiviert) (Video archiviert

Weiteres Posting mit Falschzitat (archiviert

Aktuelle Wolfssichtungen in OÖ (archiviert

Regionale Wolfsbeauftragte in OÖ (archiviert

Steckbrief Wolf (archiviert

Erklärung Offenstall für Pferde (archiviert)

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