Kein echtes Interview

Unseriöse Werbung mit Fotos von Ex-Kanzler Kurz im Umlauf

20.03.2024, 16:14 (CET)

Ex-Kanzler Sebastian Kurz ist in Teilen der Bevölkerung noch immer beliebt. Das machen sich nun Unbekannte zunutze. Sie versuchen, mit einem gefälschten Kurz-Interview in die Irre zu führen.

Werbung mit dafür nicht angefragten Prominenten für angeblich hocherfolgreiche Finanzprodukte ist nicht neu. Dabei trifft es häufig Personen aus dem Nachrichten- oder Unterhaltungsbereich. In einer der neuesten Iterationen dieser Art der Irreführung kommt das unfreiwillige Opfer aus einer anderen Ecke: Es handelt sich um Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Er soll angeblich während der Live-Übertragung der Sendung «Willkommen Österreich» erzählt haben, dass er durch eine Tradingplattform so reich geworden ist, dass er nie mehr arbeiten muss.

Bewertung

Sebastian Kurz war noch nie bei «Willkommen Österreich» zu Gast. Die Website ist eine Fälschung nach bekanntem Muster.

Fakten

In Aufbau und Inhalt gleicht die irreführende Webseite bereits von dpa-Faktencheck überprüften Fällen: Die Aufmachung suggeriert einen Artikel des Nachrichtenportals oe24.at. Es gibt auch wieder einen angeblichen Redakteur, der die Behauptungen überprüft haben soll und Einblicke in seine mutmaßlichen Finanzen gewährt.

Freilich existiert weder der angebliche Redakteur - nicht zum ersten Mal musste der Datenexperte Ky Harlin mit einem mehr als zehn Jahre alten Foto für eine Fälschung herhalten - noch handelt es sich um eine echte Nachrichtenseite. So lassen sich die Ressorts in der oberen Leiste nicht anklicken, alle anderen Verlinkungen führen dafür auf dieselbe Webseite.

Augenscheinlichster Beweis dafür, dass es sich bei der Webseite um eine Fälschung handelt, ist aber ihr neuer Protagonist: Der frühere Bundeskanzler Sebastian Kurz war noch nie Gast in «Willkommen Österreich». Das behauptete Gespräch vor laufender Kamera zwischen ihm und Moderator Christoph Grissemann kann also nicht stattgefunden haben.

Grundsätzlich wird online immer wieder vor fragwürdigen Finanzdienstleistern gewarnt. Im aktuellen Fall scheint das inzwischen unbegründet: Die verlinkte Website ist nicht aufrufbar, mindestens seit dem Vorjahr landet man bei einer Fehlermeldung. Lediglich eine Archivierung aus dem Februar 2021 lässt aufgrund einer Weiterleitung erkennen, dass der Link bereits damals in betrügerischer Absicht verwendet wurde.

(Stand: 20.03.2024)

Links

Fake-Website mit Kurz-Interview (archiviert)

dpa-Faktencheck zu ähnlichem Fall

Verlinkte Website mit Fehlermeldung (archiviert)

Artikel über Harlin aus 2014 (archiviert)

Gästearchiv der Sendung (archiviert)

Verbraucherzentrale zu Tradingseiten (archiviert)

Archivierte Versionen des Links

Archivlink aus Februar 2021

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