Kein Kunststoff

Insekten zum Verzehr werden nur organisch gefüttert

20.03.2024, 15:03 (CET)

Würmer, die Styropor fressen: Videos davon sind zweifelsfrei faszinierend. Der Rückschluss, dass diese Tiere in unseren Lebensmitteln landen, ist jedoch falsch.

Essen ist ein emotional aufgeladenes Thema. Fleisch oder kein Fleisch, bio oder konventionell - darüber wird viel diskutiert. Seit einiger Zeit sind in der EU auch Produkte zugelassen, die Insekten und deren Larven enthalten. Das ruft Menschen auf den Plan, die sich Sorgen um die Sicherheit mancher Lebensmittel machen - zurecht?

Bewertung

Käferlarven, die synthetisches Verpackungsmaterial fressen, werden nicht in für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmitteln weiterverarbeitet.

Fakten

In einem an ein Facebook-Posting angehängtes Video ist zu sehen, wie Unmengen von Würmern mühelos ein Stück Verpackungsmaterial in rund acht Stunden nahezu komplett auffressen. Der Clip ist echt. Er stammt vom deutschen Insektenzüchter Adrian Kozakiewicz. Dieser hatte das 35 Sekunden lange Video am 24. Februar 2024 bei Instagram online gestellt.

Videos dieser Art wurden in den vergangenen Jahren immer wieder veröffentlicht und vielfach geteilt. An verschiedenen Universitäten weltweit forscht man seit Jahren an dieser Thematik. Die Larven mehrerer Käfer scheinen Materialien wie das unter seinem Handelsnamen Styropor bekannte Polystyrol rückstandslos fressen und verdauen zu können.

Im Video sind Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) zu sehen, die in der EU auch für den menschlichen Verzehr zugelassen sind. Diese fressen laut Wissenschaftlern der Universität Stanford in Kalifornien Styropor fast ohne Rückstände. An der australischen University of Queensland wurden die Larven des Großen Schwarzkäfers (Zophobas morio) mit demselben Material gefüttert. Ihr Vorteil: Aufgrund ihrer Größe können diese «Superwürmer» genannten Käferlarven ein Vielfaches ihrer kleineren Verwandten vertilgen.

Im Posting wird die Befürchtung geäußert, Polystyrol fressende Insekten könnten in unseren Nahrungsmitteln landen. Doch diese Sorge ist unbegründet, denn für den menschlichen Verzehr gezüchtete Tiere werden ausschließlich organisch gefüttert. Das Futter besteht hauptsächlich aus Getreide. Der österreichische Hersteller Zirp Insects füttert etwa eine «Mischung aus Rückständen aus der Getreideverarbeitung oder Bierherstellung (Treber) sowie Gemüse oder Obst».

Doch selbst wenn Mehlwürmer nach dem Verzehr von Polystyrol in Nahrungsmitteln für Menschen landen sollten, wäre der Schaden überschaubar: Die Forschungsergebnisse aus Stanford deuten darauf hin, dass die Tiere selbst giftige Stoffe wie das aufgetragene Flammschutzmittel Hexabromocyclododecan (HBCD) nahezu rückstandsfrei abbauen und ausscheiden können.

(Stand: 19.3.2024)

Links

Facebook-Posting (archiviert) (Video archiviert)

Impressum des Insektenzüchters (archiviert)

Reel bei Instagram (archiviert) (Video archiviert)

Interview zur EU-Zulassung (archiviert)

Universität Stanford zu Studie (archiviert)

Universität von Queensland zu Studie (archiviert)

Forschungsergebnisse zu Mehlwurm-Tests (archiviert)

tagblatt.ch-Artikel zu Mehlwürmern (archiviert)

FAQ-Seite von Zirp Insects (archiviert)

Abstract mit Ergebnissen aus Stanford (archiviert)

Umweltbundesamt zu HBCD (archiviert)

Blogbeitrag über Insekten (archiviert)

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