«Welt»-Reporter war vor Ort - In Israel fahren deutsche Regio-Züge

14.03.2024, 17:52 (CET), letztes Update: 15.03.2024, 14:34 (CET)

Mit dem Krieg in Gaza kommt es auch zu Falschnachrichten über Medien auf Sozialen Netzwerken. So wird einem Auslandskorrespondenten der «Welt» vorgeworfen, angeblich gar nicht vor Ort in Israel berichtet zu haben.

Am 22. Februar 2024 wurde bei einem Terrorattentat auf einer Schnellstraße in der Nähe von Jerusalem mindestens ein Israeli getötet. In einer Liveschalte des Nachrichtensenders der «Welt» berichtete Korrespondent Max Hermes über die Situation vor Ort - doch im Hintergrund war ein vorbeifahrender, roter Zug zu sehen, der an die Züge der Deutschen Bahn erinnert. Dies ließ manchen daran zweifeln, ob sich der Journalist überhaupt im Nahen Osten befand.

Bewertung

Der Auslandskorrespondent Max Hermes befand sich in Israel - denn auch dort fahren die bekannten Doppeldeckerzüge, die die Deutsche Bahn verwendet

Überprüfung

Besagter Ausschnitt wurde am 22. Februar um 10.30 Uhr von dem Fernsehsender «Welt» gesendet. Ab Minute 3:30:49 berichtete der Sender über den Terroranschlag, bei Minute 3:31:17 kommt Hermes ins Bild. Die Moderatorin kündigt den Journalisten mit den Worten «der direkt in Israel ist» an. Während er die Situation erklärt, fährt hinter ihm ein rot-weißer Zug vorbei, der einige Besucher Sozialer Netzwerke zu dem Schluss führte, Max Hermes halte sich in Deutschland auf. 

Um 15.12 Uhr am selben Tag wurde Hermes erneut für einen Welt-Beitrag zu dem Attentat zugeschaltet. Diesmal stand er neben einem Gebäude in der südisraelischen Stadt Aschkelon, wie der Moderator in dem Video (ab 8:12:26) erklärt. 

Die Kommunikationsabteilung der «Welt» bestätigte auf eine Anfrage des dpa-Faktencheck-Teams am 28. Februar, dass sich Max Hermes in Israel aufhielt. Für beide Schalten am 22. Februar hielt er sich in der Nähe Aschkelons auf.

Der Zug im Hintergrund kann zudem nicht als Beweis für einen Aufenthalt in Deutschland gesehen werden. Die Züge der Bauart Twindexx verkehren auch in Israel, wie der deutsche Hersteller Bombardier Transportation hier und hier berichtete. Die Artikel berichten von Lieferungen der Doppelstockwagen an die israelische Eisenbahngesellschaft. 

Mehrer Auftritte in Israel zu dieser Zeit 

Auch zuvor war der Journalist nachweislich in Israel. Dieser Beitrag auf Instagram von Mitte Februar 2024 zeigt ihn vor und in der Knesset (dem Einkammerparlament Israels) in Jerusalem und bei einem Interview mit dem Knesset-Abgeordneten Ohad Tal. Am 21. Februar fuhr er mit einem israelischen Bus durch Jerusalem, wie in einer weiteren Live-Schaltung für die «Welt» ersichtlich ist. Dabei fuhr er unter anderem durch die Ramallah Street, was via Google Street View erkennbar ist. Das Gebäude im Hintergrund bei Minute 2:13 steht an der Ecke zur Jisr A-Naft Street. Man findet es bei Google Street View.

(Stand: 14.3.2024)

Aktualisierung

Im letzten Absatz wurden Formulierungen geändert, um die Angaben zu den Beiträgen des Reporters aus Israel zu präzisieren.

Links

Terrorattentat (archiviert

Posting (archiviert, Video archiviert

Ausschnitt mit Zug

Ausschnitt im Bus

Aschkelon (archiviert

dpa-Faktencheck

Bombardier 2018 (archiviert

Bombardier 2019 (archiviert)  

Instagram-Beitrag vor Knesset (archiviert

Welt-Beitrag im Bus

Gebäude bei Google Street View (archiviert)

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