Perspektive macht Unterschied

Kleine Alster ist hinter Menschenmassen kaum sichtbar

30.01.2024, 14:51 (CET)

Ein Foto aus Hamburg zeigt tausende Menschen bei einer Demonstration gegen rechts am Jungfernstieg. Die Behauptung, das Bild sei nachträglich verändert worden, hält einer Überprüfung nicht stand.

Unter dem Motto «Hamburg steht auf - Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke» demonstierten am 19. Jänner in der norddeutschen Stadt zehntausende Menschen rund um den Jungfernstieg. Der Andrang war so groß, dass die Polizei das Gelände sperren musste. Die Bilder davon bewegten auch viele Fernsehzuseher. Selbst aus Österreich witterten einige dabei allerdings eine plumpe Manipulation

Bewertung 

Das Bild ist echt, es wurde von einem dpa-Fotografen gemacht. Dass die Kleine Alster nahezu unsichtbar ist, liegt am Blickwinkel in Kombination mit den vielen Menschen, die die Sicht auf das Wasser fast vollständig verdecken. 

Fakten 

Besonders häufig geteilt wurde ein Bild, das manipuliert worden sein soll. Unter den Verbreitern waren auch zahlreiche AfD-Politiker wie etwa deren Vorsitzender in Thüringen, Björn Höcke. Deren Behauptung zufolge sollen Menschenmassen am linken Bildrand ins Foto geschnitten worden sein, wo eigentlich die Kleine Alster sein müsste. Ort des Geschehens war die Reesendammbrücke am Jungfernstieg am südwestlichen Ufer der Binnenalster. 

Oftmals – so auch im vorliegenden Posting aus Österreich – wird behauptet, das Bild stamme vom ZDF. Tatsächlich handelt es sich aber um die Aufnahme eines dpa-Fotografen. Die Deutsche Presse-Agentur bestätigte auf X die Echtheit des Fotos. Der dpa-Fotograf fertigte sein Bild nach eigenen Angaben aus dem Fenster einer Filiale des Buchhändlers Thalia an. Bei Google Maps findet man ein Foto aus annähernd demselben Blickwinkel. 

Unterschied liegt in der Perspektive

Ein weiteres Bild, das auf der Facebook-Seite des Hamburger Senats abrufbar ist, zeigt denselben Schauplatz. Darauf ist auch die Kleine Alster gut zu erkennen. Dass das auf dem dpa-Bild nicht so ist, liegt an der Perspektive. Denn auch auf dem Bild bei Google Maps ist die Kleine Alster nur schwer erkennbar, auch ganz ohne Menschenmassen, die die Sicht darauf versperren. Das andere Bild wurde in deutlich größerer Höhe aufgenommen. 

Den Unterschied in der Perspektive beider Aufnahmen erläutert etwa eine Animation bei X (vormals Twitter). Auch ein Bildvergleich auf X, auf dem die Winkel der sich kreuzenden Straße und der Alster zueinander eingezeichnet wurden, dokumentiert den Höhenunterschied deutlich. 

Weiters ist selbst auf dem Foto des dpa-Fotografen ein Teil der kleinen Alster erkennbar. Etwa auf mittlerer Höhe am linken Bildrand sind die zugeklappten Sonnenschirme des Schanigartens des Arkaden Cafes zu erkennen. Direkt darunter spiegelt sich trotz der aus dem Blickwinkel des Fotos davor befindlichen Menschenmassen ein Teil der Fassade und der Schirme in einem schmalen Streifen sichtbaren Wassers.

(Stand: 29.01.2024)

Links

Bericht im Hamburger Abendblatt (archiviert

Facebook-Posting (archiviert

Posting von Björn Höcke bei X (archiviert

Stock-Foto von der Kleinen Alster (archiviert

Reesendammbrücke bei Google Maps (archiviert

Richtigstellung der dpa auf X (archiviert) (Foto archiviert

Foto aus Thalia-Filiale bei Google Maps (archiviert

Foto des Hamburger Senats bei Facebook (archiviert

Beitrag mit Animation auf X (archiviert) (Animation archiviert

Bildvergleich bei X (archiviert

Foto vom Arkaden-Cafe mit Schanigarten (archiviert)

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