Kein Verbot

WHO empfiehlt Umstellung der Landwirtschaft

29.1.2024, 13:06 (CET)

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, werden teilweise große Änderungen notwendig sein, unter anderem bei der Lebensmittelproduktion. Entgegen Online-Behauptungen wird die Landwirtschaft aber nicht verboten.

Seit Anfang 2024 ziehen Bauern in Deutschland auf die Straßen, um gegen geplante Subventionskürzungen zu protestieren - eine Bewegung, die auch in Österreich Unterstützung findet. Die Thematik wird online weitergesponnen, um Stimmung gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu machen. Laut Online-Postings will die WHO den Landwirten schaden - mit einem Verbot der Landwirtschaft, um die Erderwärmung zu stoppen. Dafür soll auch WHO-Chef Tedros Ghebreyesus in Kauf nehmen, dass unzählige Menschen verhungern werden.

Bewertung

Diese Behauptung stimmt nicht. Weil die globalen Systeme, mit denen Lebensmittel hergestellt werden, Treibhausgase ausstoßen, empfiehlt die WHO Änderungen an der Lebensmittelindustrie, auch in Hinblick auf weniger Fleischkonsum. Dabei ist aber keine Rede von einem Verbot der Landwirtschaft, und auch nicht von Hungertoten - im Gegenteil: laut WHO könnten die Umstellungen Millionen Menschenleben pro Jahr retten.

Fakten

Ausschnitte eines Youtube-Videos von WHO-Chef Tedros Ghebreyesus wurden auf Facebook und Twitter verbreitet, um die Behauptung, die WHO wolle die Landwirtschaft verbieten, zu untermauern. Das Original-Video lässt sich auf dem Youtube-Kanal der WHO unter dem Titel «Our food systems are harming the health of people and planet» («Unsere Lebensmittelsysteme schaden der Gesundheit von Mensch und Erde») finden. Ghebreyesus spricht darin über den Zusammenhang von Klima und Ernährung. Es ist keine Rede von einem Verbot oder Abschaffung der Landwirtschaft.

Die Produktion, Verarbeitung, Vertrieb, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln wirken sich stark auf das Klima aus. Allein der internationale Transport von Lebensmitteln verursacht laut der EU-Seite zu Umweltthemen fast 20 Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen. Dabei sind die C02-Emissionen laut Studien nur ein Teil des Problems, da auch etwa Lebensmittelentsorgung oder ein erhöhter Wasserverbrauch das Ökosystem belasten (hier, hier und hier). Ghebreyesus Lösung: weniger Fleisch und mehr pflanzenbasierte Nahrung, da bei der Produktion tierischer Lebensmittel wesentlich mehr Emissionen verursacht.

Der WHO-Chef ist weder der Erste, noch der einzige, der eine Umstellung der Lebensmittelproduktion mit dem Ziel einer klimafreundlichen, pflanzlichen Ernährung empfiehlt. Ende 2023 haben 130 Länder eine Vereinbarung zum Thema Klima und Gesundheit unterzeichnet. Auch diese Deklaration, die präventive und nachhaltige Ziele zur Verbesserung der globalen Gesundheit beinhaltet, erwähnt kein Verbot der Landwirtschaft.

In Österreich hat sich das Umweltbundesamt dem Thema ausführlich gewidmet. Mit dem Forschungsprogramm StartClim sollen Landwirte mit Konzepten und Hilfen für umweltfreundlicheren Lebensmittelanbau unterstützt.

(Stand: 29.1.2024)

Links

Facebook-Posting zu WHO-Chef Teodros Ghebreyesus (archiviert)

Twitter-Posting zu WHO-Chef Teodros Ghebreyesus (archiviert)

EU Commission Environment: Food to fork Emissionen (archiviert)

WHO Youtube-Video (archiviert)

«Nature»-Studie über Treibhausgasemissionen in Lebensmittel Systemen aus dem Jahr 2021 (archiviert)

Artikel in «Earth System Science Data» (archiviert)

WWF über Ernährung und Klima (archiviert)

«Nature»-Studie aus dem Jahr 2023 über Lebensmittelsysteme (archiviert)

COP 28 UAE (archiviert)

COP28 Call to Action (archiviert)

Ernährung bei der COP28 (archiviert)

StartClim 2020 Umweltbundesamt-Seite (archiviert)

StartClim Projektliste (archiviert)

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