Klimakrise ist real

Atmosphären-CO2 maßgeblich für Erderwärmung verantwortlich

30.1.2024, 14:07 (CET)

Reichweitenstarke Online-Medien verbreiten regelmäßig Desinformation, um die Klimakrise zu relativieren oder zu leugnen. Ein gängiges Mittel dabei ist, wissenschaftliche Daten fehlzuinterpretieren.

Immer wieder leugnen Menschen wissenschaftliche Erkenntnisse rund um den menschengemachten Klimawandel. Jetzt geht es um eine vermeintliche Abkühlung der Erde. Auf dem österreichischen Online-Sender Auf1 wird behauptet, anhand von Satellitendaten der US-Raumfahrtbehörde Nasa sei die weltweite Durchschnittstemperatur zuletzt um 0,16 Grad zurückgegangen. Nutzer in sozialen Medien schließen daraus: «Entgegen den Aussagen der Klima-Panikmacher, wonach sich die Erde erhitzt und rasch der CO2-Anteil in der Atmosphäre verringert werden müsste, ist die Wirklichkeit eine andere.» Kohlendioxid (CO2) sorge nicht für die Erderwärmung.

Bewertung

Falsch. Die Erde hat sich um mindestens 1,1 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die Zunahme des CO2-Anteils in der Atmosphäre.

Fakten

In den Social-Media-Postings und dem Auf1-Clip werden keine genauen Informationen gegeben oder Quellen verlinkt, um den Ursprung der Daten transparent nachvollziehen zu können. In einem englischen Blog-Eintrag sowie in dem österreichischen Online-Medium «tkp» finden sich aber ähnliche Behauptungen, nämlich dass es sich bei den Daten um Nasa-Satellitenmessungen gehandelt habe, und dass diese einen Zeitraum von über acht Jahren abbildeten. 

Der englische Artikel führt unter anderem auf einen Datensatz des National Space Science & Technology Center der University of Alabama. Doch dass sich die globale Durchschnittstemperatur verringert haben soll, geht daraus nicht hervor.

Denn die angegebenen Werte betreffen Messungen in der unteren Troposphäre mithilfe von Satellitendaten. Die Bestimmung der Lufttemperatur auf der Erdoberfläche daraus abzuleiten, stellt für Marc Olefs, Leiter des Departments Klima-Folgen-Forschung bei der GeoSphere Austria, ein «komplexes Unterfangen mit vielen Fehlerquellen und entsprechend notwendigen Korrekturen» dar. Die untere Troposphäre reagiere stärker auf natürliche Klimaschwankungen als die Erdoberfläche, wo mit Thermometern gemessen werde.

Ein Vergleich der Satellitendaten seit 1979 bestätige «den langfristigen Erwärmungseffekt und das bisherige Rekordjahr 2023 aufgrund des menschengemachten Klimawandels». Bei der vorliegenden Behauptung handle es sich um «Cherry-Picking», um die eigene Argumentation zu stärken, so Olefs.

Wissenschaftlich gesichtert: Erde erwärmt sich

Grundsätzlich gilt, dass sich die Erde nicht abgekühlt, sondern erwärmt hat. Das schreibt auch die Nasa: Die globale Durchschnittstemperatur habe sich im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 1,1 Grad Celsius erhöht.

In Österreich lag der Sommer 2023 GeoSphere Austria zufolge sogar um 2,8 bis 2,9 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1961-1990. Wenn sich die aktuellen Klimaschutzanstrengungen nicht verstärken, gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Erde noch in diesem Jahrhundert um zwischen 1,9 und 3,8 Grad Celsius erwärmen könnte, heißt es im Emissions Gap Report 2023 der Vereinten Nationen (S. XXII).

Anhand von Nasa-Daten lässt sich die Veränderung der globalen Oberflächentemperatur der Erde im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980 für jedes einzelne Jahr nachvollziehen. Demnach hat sich die Temperatur in den vergangenen Jahrzehnten erhöht.

Treibhausgase besonders für Erderwärmung verantwortlich

Die Zunahme der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre (Treibhauseffekt) ist maßgeblich für die Erderwärmung verantwortlich, schreibt das deutsche Umweltbundesamt. Ein wichtiges Treibhausgas: CO2. Es wird durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas freigesetzt.

«Seit dem Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert haben menschliche Aktivitäten das CO2 in der Atmosphäre um 50 Prozent erhöht (...). Diese menschenbedingte Erhöhung ist größer als der natürliche Anstieg, der am Ende der letzten Eiszeit vor 20 000 Jahren beobachtet wurde», so die Nasa.

(Stand: 29.1.2024)

Links

Facebook-Posting 1 (archiviert, Video archiviert)

Facebook-Posting 2 (archiviert, Video archiviert)

Ähnliche Behauptung in englischem Artikel (archiviert)  

Ähnliche Behauptung in österreichischem «tkp»-Artikel (archiviert)

Datensatz des des «National Space Science & Technology Center» (archiviert)

Nasa-Dashboard (archiviert)

Nasa-Temperaturentwicklung pro Jahr (archiviert)  

GeoSphere Austria über Sommer 2023 in Österreich (archiviert)

Emissions Gap Report 2023 (archiviert)

Deutsches Umweltbundesamt über Treibhauseffekt (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.