«IS-Gruß» geht anders

Deutsche U17-Fußballer zeigten auf ihren Teamkollegen

22.12.2023, 16:26 (CET)

Große Freude nach dem Triumph der U17-Fußballer bei der Weltmeisterschaft in Indonesien. Auf einem Siegerbild feiern zwei Spieler einen Teamkollegen. Ihre Geste ist aber kein «IS-Gruß».

Seit Anfang Dezember dürfen sich die deutschen U17-Junioren Fußball-Weltmeister nennen. Nachdem die jungen Nationalspieler sich einige Runden zuvor im Achtelfinale gegen die USA durchgesetzt hatten, postete der offizielle Account der DFB-Junioren ein Siegerfoto mit vier deutschen Kickern. Darauf zeigen zwei Nationalspieler mit ihrem Finger zur Seite. Nutzer in sozialen Netzwerken interpretieren diese Geste als «Gruß des Islamischen Staats». Stimmt das?

Bewertung

Nein, denn die beiden Spieler zeigen auf ihren Mitspieler, der neben ihnen steht. Der «Tauhid-Finger», der als Gruß oder Zeichen von Anhängern des politischen Islams und des Islamischen Staats verwendet wird, sieht anders aus.

Fakten

Nach dem Sieg der Junioren-Nationalmannschaft im Achtelfinale der U17-Weltmeisterschaft veröffentlichte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf der Facebook-Seite der DFB-Junioren ein Foto mit vier Junioren. Das Bild zeigt (von links) die Spieler Charles Herrmann, Almugera Kabar, Paris Brunner und Fayssal Harchaoui. Die beiden Spieler in der Mitte zeigen mit ihrem Finger zum Teamkollegen rechts im Bild.

«IS-Gruß»: So funktioniert er und das steckt dahinter

Diese Geste wird in sozialen Netzwerken fälschlicherweise als «IS-Gruß» bezeichnet. Damit ist offensichtlich der «Tauhid-Finger» gemeint. Dabei werden drei Finger angewinkelt und der Zeigefinger zeigt senkrecht nach oben. Die Handfläche ist zudem vom Körper weg nach außen gerichtet, wie dieses Foto eines vor Gericht angeklagten Syrers zeigt.

Eigentlich bedeutet der «Tauhid-Finger» im Islam nach Angaben des Verfassungsschutzes sinngemäß: «Es gibt keinen Gott außer Allah.» Er war also ursprünglich kein islamistisches Zeichen, wird aber auch von Unterstützern des politischen Islams - und dabei unter anderem auch von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat - genutzt.

Im Gegensatz dazu zeigen die beiden deutschen Spieler mit ihren Zeigefingern zur Seite und nicht nach oben. Zudem ist ihre Handfläche ihren eigenen Körpern zugewandt. Das heißt: Almugera Kabar und Paris Brunner zeigen auf ihren Mitspieler. Dieser Fingerzeig soll eher die Leistung von Fayssal Harchaoui im vorangegangenen Spiel würdigen. Keinesfalls zeigen die beiden Spieler einen «IS-Gruß», wie Nutzer im Internet ihnen unterstellen wollen.

DFB verteidigt Spieler gegen Rassismus

Nachdem das Foto auf dem offiziellen Facebook-Account der DFB-Junioren gepostet wurde, gab es darunter auch rassistische und beleidigende Kommentare. Der Account schloss etwa 20 Stunden nach der Veröffentlichung die Kommentarspalte und reagierte mit einem Statement: «Wir sind stolz auf die Vielfalt in unserer U17, die in Indonesien gerade ihr Herz auf dem Platz lässt. Der Einsatz für Vielfalt ist fest in der DFB-Satzung verankert - ebenso wie die Werte Toleranz und Respekt. Wenn ihr diese Werte nicht teilt, dann entfolgt uns gern. Diskriminierende und rassistische Kommentare haben hier keinen Platz und werden dementsprechend gelöscht. Gegen beleidigende Inhalte werden wir rechtlich vorgehen.»

(Stand: 20.12.2023)

Links

Foto auf dem Facebook-Account der DFB-Junioren (archiviert)

Sieg im Achtelfinale (archiviert)

Verfassungsschutz zum "Tauhid-Finger" (archiviert)

Foto in "NZZ"-Bericht mit Gruß der IS-Kämpfer (archiviert)

Landeszentrale für politische Bildung zum Islamischen Staat (archiviert)

dpa-Meldung zu rassistischen Beleidigungen via "Badische Zeitung" (archiviert)

Beitrag bei Facebook mit Falschbehauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.