Klimakrise

Arktis erlebte fünftwärmsten jemals gemessenen Oktober

13.12.2023, 16:26 (CET)

Der Herbst war in vielen Teilen der Welt überdurchschnittlich warm. Ein für Verwirrung sorgendes Posting suggeriert nun das Gegenteil. Wie so oft handelt es sich hierbei um klimabezogene Desinformation.

Mit Fortschreiten der Klimakrise gehen eine Vielzahl an Falschinformationen einher. Aktuell heißt es etwa in Sozialen Medien mit Verweis auf die «Klimawandel-Erderwärmung», dass der diesjährige Oktober in der Arktis der kälteste seit 17 Jahren gewesen sei. «Die Ausdehnung des Eises der Arktis führt zur vollständigen Schließung des nördlichen Seeweges für die Schifffahrt», heißt es zudem. Stimmen diese Behauptungen?

Bewertung

Es handelt sich um Falschinformationen. Der diesjährige Oktober in der Arktis war der fünftwärmste jemals gemessene, die Meereisausdehnung war auf einem Rekordtief.

Fakten

Die zur US-Regierung gehörende Agentur «National Centers for Environmental Information» (NCEI) betreibt auf ihrer Webseite eines der größten Archive für atmosphärische und geophysikalische Messdaten. In einer Grafik der «Global Time Series» ist die Temperaturentwicklung in verschiedenen Weltregionen und Zeiträumen einsehbar - als Abweichungen vom Mittelwert der Jahre 1901-2000. Der Oktober 2023 war demnach in der Arktis 3,44 Grad Celsius höher als der Durchschnitt.

Es handelte sich - anders als im Online-Posting behauptet - nicht um einen der kältesten Oktober, sondern um einen der wärmsten Oktober in der Arktis. Das entspricht dem Trend der letzten Jahre. In einer Presseaussendung teilte die US-Agentur mit, dass der Oktober in der Arktis der fünftwärmste jemals gemessene war. Der Aufzeichnungsbeginn war im Jahr 1850. Die Erde hat grundsätzlich heuer ihren wärmsten Oktober jemals erlebt.

Aufgrund der Klimakrise schwindet das Meereis. Der Presseaussendung zufolge markiert der Oktober 2023 auch einen Rekord für die weltweit niedrigste Meereis-Ausdehnung in diesem Zeitraum. Satellitenaufzeichnungen würden zeigen, dass die Ausdehnung in der Arktis mit 2,46 Millionen Quadratmeilen die siebtkleinste war. Laut der wissenschaftlichen Informationsplattform Climate.gov wird das bestehende Eis seit dem Ende des 20. Jahrhunderts zudem immer dünner und weniger Eis hält über mehrere Schmelzperioden.

Schiffsaktivitäten in der Arktis

Im Dezember 2022 berichtete Climate.gov von einem starken Anstieg der Schiffsaktivitäten in einigen Bereichen der Arktis, was mit dem Rückgang des Eises zusammenhänge. Grundsätzlich gilt, dass die Schiffsfahrt von der Jahreszeit abhängt: In den Sommermonaten ist mehr möglich, im Winter wegen der Eisausdehnung weniger. Der Arktische Ozean - ein Teil der Arktis - ist das ganze Jahr über von Meereis bedeckt, weshalb dort ohnehin kaum Schiffe fahren können.

In Anbetracht dessen ist die Behauptung, die Ausdehnung des Meereises führe zu einer «vollständigen Schließung» des Seewegs für die Schifffahrt, irreführend. Auf einer Karte von «Vesselfinder» lassen sich die Schiffsaktivitäten am Rande der Arktis live mitverfolgen.

(Stand: 12.12.2023)

Links

Facebook-Posting (archiviert, Video archiviert)  

Global Time Series (archiviert)  

Presseaussendung der NCEI zu Temperatur im Oktober 2023 (archiviert

Informationsplattform Climate.gov über Zustand des Meereises (archiviert)  

Informationsplattform Climate.gov über Schiffsverkehr in der Arktis (archiviert)

Karte von «Vesselfinder»

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