Leistungsstärkere Batterien

Elektroautos können im Stau viele Stunden beheizt werden

07.12.2023, 15:08 (CET)

Elektroautos stehen im Visier von Kritikern, die mit dieser Technologie nichts anfangen können oder wollen. Unter diese Kritik mischen sich aber hin und wieder auch Falschbehauptungen.

Sind Elektroautos auch bei Extremwetter sicher? Diese Frage stellen sich derzeit User in sozialen Medien. Behauptet wird in Beiträgen, dass in einem Stau bei einem Schneesturm die Batterien der E-Autos nur drei Stunden halten würden. Dadurch könne es zu Katastrophen kommen. Der forcierte Wechsel zu Elektromobilität wird in den Beiträgen als «größter Betrug» bezeichnet.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. E-Autos können laut Experimenten und Experten ohne Probleme über zahlreiche Stunden beheizt im Stau stehen.

Fakten

Die dpa kontaktierte für eine Einschätzung Christian Klejna, einen Techniktrainer für E-Mobilität beim Österreichischen Automobilclub (ÖAMTC). Laut seinen Aussagen könnten E-Autos über längere Zeit beheizt werden, vor allem wenn sie still stehen. Zwar habe die Heizung in E-Autos einen gewissen Verbrauch, doch mittlerweile würden die Fahrzeuge über Batterien mit 40 bis 100 Kilowattstunden (kWh) verfügen. Es bestünde deshalb keine grundsätzliche Gefahr, in E-Autos zu erfrieren.

Klejna verweist darauf, dass auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor der Tank ausgehen könne und man im Stau generell darauf achten sollte, ob man den Motor nicht abstellen könne. Auch eine Reduktion der Heizleistung könne hilfreich sein, um Energie zu sparen.

«Steht ein E-Auto im Stau, ist der Stromverbrauch auch bei eingeschalteter Heizung gering, liegt bei etwa zwei bis vier Kilowattstunden pro Stunde. Die Angst, dass man mit einem E-Auto im Winter im Stau liegen bleibt, ist unbegründet», sagt auch Lina Mosshammer auf Anfrage der dpa. Sie ist Expertin für E-Mobilität bei der Mobilitätsorganisation VCÖ.

Auf ähnliche Werte kam auch ein Test von verschiedenen E-Autos in der Kältekammer des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC). Hier wurden Energiemengen von 1,5 bis 2,3 Kilowattstunden benötigt, um die Innenräume warmzuhalten.

Der ADAC schreibt, dass die Heizung in E-Autos Autos «bei eisiger Kälte problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperaturen laufen» könne. Tests mit zwei E-Autos ergaben, dass die Fahrzeuge 15 bzw. 17 Stunden im Stau mit Heizung und Standlicht ausharren könnten.

Auch Elektromobilitätsportal «EFAHRER» widmete der viralen Behauptung einen eigenen Artikel, in dem auf einige Berichte und Experimente verwiesen wird. «Heizen verbraucht im E-Auto pro 10 Grad Temperaturunterschied etwa 1 Kilowatt Heizleistung», führt das Portal als Faustregel an.

Klar ist dadurch auch, dass der Energieverbrauch bei E-Autos im Winter signifikant höher ausfällt. Der ADAC testete drei Modelle und kam zu einem Mehrverbrauch an Energie von 25 bis 31 Prozent. Dennoch wird in Erinnerung gerufen, dass auch bei Verbrennungsmotoren im Winter mehr Kraftstoff benötigt werde. Bei Benzinern handelt es sich demnach im Mittel um plus 15 Prozent, bei Diesel um plus 24 Prozent.

(Stand: 6.12.2023)

Links

Behauptung auf Facebook (archiviert)

ADAC-Test zu Heizung in E-Autos (archiviert)

ADAC zu Reichweite von Elektroautos  (archiviert)

Bericht bei «EFAHRER» (archiviert)

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