Falsche Annahme

Strichcode-Ziffern geben keine Auskunft über Herkunftsland

01.12.2023, 14:12 (CET)

Still und heimlich soll Israel die Zahl bei seinen Barcodes geändert haben, um einem Boykott zu entgehen - so zumindest die Behauptung in sozialen Medien. Doch stimmt das?

Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine und dem Boykott russischer oder umgekehrt westlicher Produkte hat man an aktuellen Beispielen gesehen, welche Rolle wirtschaftliche Faktoren in einem Konflikt spielen. In der aktuellen Nahost-Krise behaupten User in sozialen Netzwerken nun: Israel sei so unter Druck, dass es die ersten drei Ziffern der Barcodes heimischer Produkte geändert habe, um Boykottaufrufen zu entgehen. Ist das so und würde das etwas nützen?

Bewertung

Die ersten drei Ziffern eines Barcodes sind kein zuverlässiger Indikator für die Herkunft eines Produktes. Sie geben lediglich Auskunft darüber, in welchem Land der Barcode beantragt worden ist.

Fakten

Um ein Produkt in den den weltweiten Handel zu bringen, muss es mit einem Strichcode beziehungsweise einem «GTIN» versehen werden. Diese werden über das globale Netzwerk «GS1» vergeben, das etwa auch in Österreich die offizielle Vergabestelle für Strichcodes darstellt.

Laut Informationen auf der Homepage des Unternehmens geben die ersten drei Ziffern im Barcode, der sogenannte «GS1 Prefix», keine Information darüber, aus welchem Land ein Produkt kommt. Es handle sich lediglich um die Kennung der Mitgliedsorganisation, die den Code vergeben hat.

In der viralen Behauptung auf Facebook wird behauptet, dass Israel die Ziffer von 729 auf 871 geändert hätte. 729 ist tatsächlich die Kennziffer für Produkte, die in Israel registriert worden sind. 871 wären Produkte, deren GS1-Nummern in den Niederlanden vergeben worden sind. 

Laut dem französischen Nachrichtenmagazin «L'Obs» zirkulierte diese Behauptung schon im Jahr 2014 und ging wohl auf SodaStream zurück, einen israelischer Hersteller von Trinkwassersprudlern. User hätten Fotos des Strichcodes an SodaStream-Geräten online gestellt und dem Unternehmen vorgeworfen, seine Produkte fälschlicherweise mit niederländischen Codes zu versehen. In Wirklichkeit hat das Unternehmen einfach ein Tochterunternehmen in den Niederlanden.

Es handelt sich somit nicht nur um eine falsche Behauptung, sondern darüber hinaus auch um eine sehr alte, die jetzt im aktuellen Konflikt zwischen Israel und der Hamas wieder hervorgeholt worden ist. Schon im Jahr 2021 hatte AFP einen Faktencheck dazu veröffentlicht.

(Stand: 30.11.2023)

Links

GS1 Homepage (archiviert

GS1 Austria Homepage (archiviert)

FAQ zu Barcodes (archiviert)

Liste mit GS1-Prefixes (archiviert)

Artikel von «L'Obs» (archiviert)

SodaStream in den Niederlanden (archiviert

Faktencheck der AFP (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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