Effekt übertrieben

Pflanzen wachsen auch bei notwendiger CO2-Reduktion

27.11.2023, 13:46 (CET)

Ein auf mehreren Plattformen geteiltes Sharepic behauptet, dass weniger CO2 zu weniger Pflanzenwachstum führe und sich deswegen mit CO2-Reduktion nicht das Klima retten lasse. Das ist irreführend.

In einem Sharepic heißt es, dass eine CO2-Reduktion unsinnig sei, da CO2 für das Pflanzenwachstum benötigt wird. Es wird behauptet, das zusätzliche CO2 in der Luft sei nötig, damit Pflanzen es in Sauerstoff umwandeln können und dieser wiederum von Tieren und Menschen gebraucht wird. Das Sharepic wurde kürzlich auf Facebook geteilt. Es geistert allerdings schon seit 2019 durch soziale Medien und Foren.  

Bewertung

Die Behauptung, dass CO2-Reduktion zu weniger Pflanzenwachstum führe und deswegen nicht gegen den Klimawandel helfe, ist falsch. Es stimmt zwar, dass Pflanzen CO2 benötigen, um Sauerstoff zu produzieren. Allerdings folgt daraus nicht, dass der CO2-Ausstoß von Menschen positive Auswirkungen hat. Auch eine Studie, laut der die Erde in den vergangenen Jahrzehnten grüner geworden sei, ist kein Beleg für die Behauptung. 

Fakten

Es ist richtig, dass Pflanzen CO2 benötigen und auch, dass sie Sauerstoff produzieren. Allerdings schießt die Behauptung, dass eine Reduktion des von Menschen erzeugten CO2 zu weniger Pflanzenwachstum führe, über das Ziel hinaus. 

Schon bevor die Menschen anfingen, in großen Mengen CO2 zu produzieren, sind Pflanzen gut gediehen. Nur weil Pflanzen auf CO2 angewiesen sind, heißt das nicht, dass immer mehr Kohlendioxid zu einem unbegrenzten Pflanzenwachstum führt oder eine Reduktion zwingend ein Pflanzensterben verursacht. 

Die Behauptung geht möglicherweise auf eine Studie von 2016 zurück. In dieser Studie wird die von Pflanzen bewachsene Erdoberfläche untersucht. Die Forschenden stellen dabei fest, dass es in den Jahren 1982 bis 2009 einen globalen Trend zu mehr Grün gab. 

Wissenschaftler: Mehr Grün hält Kimawandel nicht auf

Zwar wird der angestiegene CO2-Ausstoß als Mitgrund für diesen Trend angegeben, allerdings stellen einige der Autorinnen und Autoren in einem später erschienenen Artikel klar, dass dies nicht heißt, dass so der Klimawandel aufgehalten werden kann. Im Gegenteil: Der Trend zu mehr Grün gleiche nicht einmal im Ansatz die negativen Folgen des Klimawandels, wie Extremwetterereignisse, den Meeresspiegelanstieg oder die Versauerung der Meere, aus. 

Auch auf der Seite klimafakten.de heißt es, dass der Düngeeffekt von mehr CO2 in der Luft die negativen Folgen des Klimawandels nicht wettmacht. In den meisten Fällen führt ein erhöhtes CO2-Angebot noch nicht einmal zu stärkerem Pflanzenwachstum. 

Dazu kommt, dass die vom Klimawandel verstärkten Extremwetterereignisse sich negativ auf das Pflanzenwachstum auswirken. Statt von mehr CO2 zu profitieren, versengen oder verdorren Pflanzen häufiger. Das österreichische Umweltbundesamt schreibt in seinem Rückblick auf 2022 von einem «Jahr der Extreme».

Insgesamt deuten neuere Studien darauf hin, dass der Düngeeffekt vernachlässigbar ist. Zugleich ist wissenschaftlich bewiesen, dass die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen für den Klimawandel verantwortlich sind. 

(Stand: 27.11.2023) 

Links 

Facebook-Posting (archiviert

Tweet aus 2019 (archiviert

Reddit-Beitrag aus 2019 (archiviert

Foreneintrag aus 2019 (nur archiviert)

Studie “Greening of the Earth and its drivers“ (archiviert

Ergänzende Worte zweier Studienautoren (archiviert

Fakten zum Düngeeffekt (archiviert

Umweltbundesamt zu 2022 (archiviert)

Einschätzung zum IPCC-Sonderbericht von 2018 (archiviert)

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