Erdogan-Clip wurde mit falschen Untertiteln versehen

Die Eskalation des Israel-Hamas-Konflikts verschärft nicht nur die Spannungen in der Region, sondern zwingt auch Politiker anderswo zur Positionierung. In diesem Zusammenhang teilen User ein Video des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Demnach soll Erdogan angeblich Amerika vor einer Einmischung in Nahost warnen und Palästina Unterstützung zusichern. Stimmt das?

Bewertung

Das Video ist mit falschen Untertiteln versehen und stammt aus dem Juli dieses Jahres. Erdogan sprach damals sein Beileid gegenüber palästinensischen Todesopfern aus - um die USA ging es nicht.

Fakten

Die in gelb eingeblendeten Untertitel sind falsch, sie passen nicht zu den tatsächlichen Aussagen. Mit den USA oder der aktuellen Situation im Konflikt hat das Video nichts zu tun.

Das Faktencheck-Team der dpa hat türkischsprachige Redakteure das Video übersetzen lassen: Erdogan drückt demnach Besorgnis über eine angeblich zunehmende Gewalt durch jüdischen Siedler aus und bekundet palästinensischen Todesopfern sein Beileid.

Dies wird auch mithilfe einer Foto-Rückwärtssuche klar, denn das Video stammt bereits vom 26. Juli 2023. Damals empfing Erdogan den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas und den Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, in Ankara.

Das Logo, das in dem viralen Video zu sehen ist, entspricht dem Unternehmenslogo des Nachrichtenunternehmens «Middle East Eye». Auf dessen Youtube-Account findet sich das Original-Video der Rede, die Erdogan demnach vor dem Treffen hielt. Der für den viralen Clip verwendete Ausschnitt startet etwa bei Minute 0:08 und endet bei Minute 0:25. Die englischen Untertitel im Original-Video unterscheiden sich allerdings von der falschen Übersetzung und geben keineswegs den in den Postings behaupteten Inhalt wieder.

Die Position Erdogans im Israel-Hamas-Konflikt ist nicht so eindeutig, wie es das virale Video darstellen will. Zwar äußerte er scharfe Kritik an der Verlegung eines US-Flugzeugträgers in die Nähe Israels und unterstützt die politischen Anliegen der Palästinenser. Andererseits setzte er sich etwa als Vermittler für die im Gazastreifen gehaltenen israelischen und ausländischen Geiseln ein. Er rief auch dazu auf, dass die Verantwortlichen ihrer Verantwortung für den Frieden nachgehen sollen.

(Stand 1.11.2023)