Rothschild nicht involviert

Fast alle Zentralbanken gehören dem jeweiligen Staat  

24.10.2023, 17:01 (CEST), letztes Update: 24.10.2023, 17:09 (CEST)

Sie heißen Nationalbank, Zentralbank oder Bundesbank - und gehören angeblich alle einer einzigen Familie. Doch diese Behauptung ist ebenso alt wie falsch, auch im Fall von Österreich.

Die jüdische Familie Rothschild wird regelmäßig zum Gegenstand meist antisemitischer Falschinformationen. Zuletzt kursierte in Sozialen Medien wieder eine alte Behauptung, wonach die Rothschilds «fast jede Zentralbank der Welt» besitzen würden. Ist daran etwas dran? 

Bewertung

Wie die Oesterreichische Nationalbank befinden sich die meisten Zentralbanken der Welt vollumfänglich in Staatsbesitz. 

Fakten

Die Behauptung rund um den Besitz der Zentralbanken ist nicht neu. In der Vergangenheit verbreiteten sich ganze Listen mit Banken, die angeblich im Besitz der Familie Rothschild seien, darunter die Oesterreichische Nationalbank. Mehrere dpa-Faktenchecks widerlegten das bereits für andere Länder (hier, hier).   

Fest steht, dass die allermeisten Zentralbanken, die im Regelfall für die Währungspolitik und die Ausgabe von Banknoten verantwortlich sind, in Staatsbesitz sind. Dazu zählen Österreich, Deutschland, Frankreich, England oder Spanien.  

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten noch etwa die Hälfte aller Notenbanken auch private Eigentümer. Mit dem Zweiten Weltkrieg sank die Zahl der Zentralbanken mit privaten Aktionären aber, mittlerweile sind es nur mehr einige wenige. Dazu gehören etwa Belgien, Japan, Griechenland, Südafrika, die Türkei und die Schweiz. Eine Auflistung findet sich auf dem zur Bank of England gehörenden Blog «Bank Underground» .  

Die letztgenannten Zentralbanken haben der Aufstellung zufolge gemischte Eigentümermodelle, zu denen auch private Besitzer und Institutionen gehören. In Japan oder der Türkei ist der Staat Mehrheitsaktionär, in Belgien und der Schweiz ist der Staat zur Hälfte beteiligt. Die Zentralbanken der USA und Italiens sind demnach in «privatem» Besitz. 

Österreich gilt hervorzuheben. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) wurde erst im Jahr 2010 verstaatlicht. Seither ist sie als Aktiengesellschaft vollständig im Eigentum der Republik Österreich, wie sich auf deren Webseite nachlesen lässt. Das Nationalbankgesetz gewährleiste die Unabhängigkeit der Zentralbank, heißt es. Zuvor besaß der Bund aber bereits 70 Prozent an der OeNB.  

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum gehört den Zentralbanken der EU-Mitgliedsstaaten. Auf ihrer Webseite betonten sie: «(...) es gibt keine privaten Eigentümer. Dies bedeutet unter anderem, dass wir nicht von privaten finanziellen Interessen beeinflusst werden, die unsere Unabhängigkeit beeinträchtigen könnten.» 

Die Weltbank befindet sich im Besitz von 189 Mitgliedstaaten und wird geführt von Vertretern der Regierungen und einem Direktorengremium, zu dem kein Rothschild gehört.  

Bereits im Jahr 2021 zeigte ein Bericht der EU-Kommission über Antisemitismus, dass über die Familie Rothschild und deren Namen regelmäßig antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitet werden.

(Stand: 24.10.2023)

Links 

dpa-Faktencheck zu früherer Behauptung

dpa-Faktencheck zu früherer Behauptung

Artikel des «Handelsblatts» (archiviert)

Artikel von «Neuer Zürcher Zeitung» (Paywall)

Artikel von «The Conversation» (archiviert)

Bank Underground (archiviert

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) (archiviert)

Nationalbankgesetz (archiviert)

Artikel von «Der Standard» (archiviert)

Die Europäische Zentralbank (EZB) (archiviert)

Weltbank Mitglieder (archiviert)  

Weltbank Führungsgremium, (archiviert)

Bericht der EU-Kommission über Anstieg von Antisemitismus online während Corona-Pandemie (archiviert

Facebook-Posting (archiviert)

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