Polizei dementiert
Falschbehauptungen rund um vergiftete Koran-CDs kursieren bereits seit 2016
29.9.2023, 12:11 (CEST)
Bereits widerlegte Falschbehauptungen können auch nach Jahren wieder auftauchen. Ein Beispiel dafür sind aktuelle Beiträge in sozialen Medien, die vor angeblich mit schädlichen Chemikalien versehenen CDs mit Koran-Liedern warnen. Diese sollen in einem Umschlag mit der Aufschrift «Klassische Weihnachtsmusik mit einer Geschichte» herumgeschickt werden. Doch woher kommt diese Behauptung?
Bewertung
Es gibt keinerlei Hinweise, dass derartige CDs mit schädlichen Substanzen tatsächlich einmal unterwegs waren. Tatsächlich handelt es sich vielmehr um eine Gruselgeschichte, die sich bereits seit dem Jahr 2016 im Netz verbreitet. Die Polizei dementierte schon damals.
Fakten
Es braucht keine besonderen Recherchekenntnisse, um über Stichworte wie «Koran-CDs» oder «Weilheim» zum Ursprung der Behauptung zu kommen. Dieser liegt schon im Jahr 2016, mehrere Medienberichteten über das vor allem über Whatsapp und Facebook verbreitete Gerücht. Demnach würden CDs mit Koran-Inhalten mit giftigen Substanzen beschmiert und in Briefkästen gelegt. Dies soll unter anderem in Oberbayern passiert sein.
Die dortige Polizei dementierte schon damals Medien gegenüber und auf Facebook, dass es zu solchen Vorfällen gekommen sei. In einem im Dezember 2016 vom «Merkur» veröffentlichten Interview bezeichnete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd die Behauptungen als «Hoax-Meldung, also eine Falschmeldung». Man habe sowohl beim Landeskriminalamt als auch bei der Kriminalpolizei im genannten Ort Weilheim keine Bestätigung einholen können, dass es zu solchen Ereignissen gekommen sei. Demnach ist niemand damals mit einer solchen Vergiftung im Krankenhaus gelegen.
Auf eine aktuelle Anfrage der dpa bestätigte Polizeihauptkommissar Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd, dass auch heute niemand in Weilheim aufgrund eines derartigen Vorfalls im Krankenhaus liege. Es handle sich um eine «Falschmeldung», die auch schon im Jahr 2016 verbreitet worden sei. Die Polizei bittet, diese Falschmeldungen unkommentiert zu löschen und insbesondere nicht weiter zu verbreiten.
Das in den aktuellen Social Media-Beiträgen geteilte Bild zeigt ein braunes Kuvert mit dem Absender «Menschen für Menschen» und wird gemeinsam mit der alten Falschbehauptung geteilt. Zu diesen geteilten Bildern hat dpa bereits im Jahr 2019 einen Faktencheck veröffentlicht, in dem neben den Polizeidienststellen auch auf ein Dementi der betroffenen Stiftung verwiesen wurde.
Eine ähnliche Falschbehauptung sorgte 2015 laut der «Augsburger Allgemeinen» für Verunsicherung unter Muslimen, da hier ein Gerücht davon sprach, dass in ihre Briefkästen CDs mit Giftstoffen geworfen würden. Dies könnte ein möglicher Ursprung späterer Falschbehauptungen gewesen sein.
(Stand: 29.9.2023)
Links
Posting auf Facebook (archiviert)
Bericht im «Merkur» von 2016 (archiviert)
Bericht von «Rosenheim 24» (archiviert)
Homepage Weilheim in Oberbayern (archiviert)
Facebook-Dementi der Polizei (archiviert)
Beitrag der Bayernwelle (archiviert)
Interview im «Merkur» (archiviert)
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