West Kelowna

Feuer in Kanada vernichtete Häuser und Bäume

28.09.2023, 11:39 (CEST)

Oft werden im Netz Fotos oder Videos geteilt, die einen falschen Eindruck vermitteln. Um sich ein Bild zu machen, sollte man immer mehreren Quellen heranziehen - so auch bei den Waldbränden in Kanada.

Im vergangenen Sommer verging kaum eine Woche, in der keine Bilder von verheerenden Bränden aus aller Welt in den Nachrichten zu sehen waren. Besonders schlimm erwischte es im August die Stadt West Kelowna in Kanada, wo mehr als 100 Quadratkilometer Fläche abbrannten. Dennoch argumentieren Skeptiker in sozialen Medien, dass nur Häuser und keine Bäume von den Flammen vernichtet worden seien. Als Beleg dafür soll ein Video dienen.

Bewertung

Zum geteilten Video fehlt der Kontext. Zu sehen ist darauf nur ein kleiner Ausschnitt des betroffenen Gebiets. Andere Videos und Fotos belegen, dass der Waldbrand sehr wohl auch viele Bäume vernichtete. Dass Bäume dennoch einen Waldbrand überstehen können, ist nicht ungewöhnlich und kein Beleg für die Behauptung.

Fakten

Der als «McDougall Creek Wildfire» bezeichnete Waldbrand brachen am 15. August nahe der Stadt West Kelowna im Bundesstaat British Columbia aus. Erst mehr als einen Monat später gaben die Behörden bekannt, dass das Feuer endgültig unter Kontrolle sei. Es erstreckte sich demnach über 139 Quadratkilometer, etwas mehr als die Fläche Villachs.

189 Immobilien wurden zerstört oder beschädigt. (Stand: 28. August) Einige davon sieht man im vielfach geteilten Video brennen. Tatsächlich vermittelt dieses Video den Eindruck, dass die umstehenden Bäume vom Feuer verschont blieben. Sucht man nach anderen Fotos und Video von dem Waldbrand, wird schnell klar: Die Flammen machten auch vor Bäumen nicht Halt, auch wenn diese aufgrund ihres hohen Wassergehalts in der Regel nicht so leicht zu brennen beginnen wie trockenes Bauholz.

In einem Posting auf X (vormals Twitter) ist neben dem Clip aus dem Facebook-Beitrag auch ein anderes Handyvideo zu sehen. Darauf ist deutlich zu erkennen, dass am Horizont vor allem Bäume brennen. Das belegen auch Medienberichte, zahlreiche Fotos und Wissenschaftler.

Deren Prognose für die niedergebrannten Gegend sieht düster aus. Während widerstandsfähige Sträucher und damit auch Tiere auf Nahrungssuche nach und nach zurückkehren könnten, werde ein Charakteristikum des Landstrichs für lange Zeit fehlen: hohe Bäume.

«Der Boden ist hier sehr trocken und mit dem Klimawandel wird er nur noch weiter austrocknen. Auf einem Großteil der verwüsteten Fläche werden kaum neue Bäume wachsen», erklärte Waldbrandökologe Robert Gray gegenüber der Canadian Press. Nur mit gezielter Wiederaufforstung durch den Menschen könnte das gelingen. Ein ähnliches Feuer vor genau 20 Jahren hatte die Landschaft bereits nachhaltig verändert. Wo einst hohe Bäume standen, dominieren seither Wiesen und Sträucher.

Ob und wie Bäume brennen, hängt von vielen Faktoren wie dem Wetter, der Tages- und Jahreszeit, Bodenfeuchte, sowie Alter und Art des Baumes ab. Auch vom Menschen gepflanzte Monokulturen begünstigen in bestimmten Stadien Waldbrände. Manche Baumarten brennen allerdings kaum. Zypressen etwa können Feuchtigkeit besonders gut und lange halten und gelten daher als natürliche Barriere gegen Feuer.

(Stand: 26.9.2023)

Links

Fotogalerie zu Bränden 2023 (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert) (Video archiviert)

Offizielle Informationen zum Waldbrand (archiviert)

Medienbericht zum aktuellen Status (archiviert)

PDF: Statistik Austria zu Villach (archiviert)

Medienbericht zum Ausmaß der Zerstörung (archiviert)

Wassergehalt von Bäumen (archiviert)

Informationen zu Bauholz (archiviert)

Posting bei X (archiviert) (Video archiviert)

Medienbericht mit Foto verbrannter Bäume (archiviert)

«BC Wildfire Service» zum Brand (archiviert)

Medienbericht zur Rückkehr der Natur (archiviert)

Informationen zum Brand im Jahr 2003 (nur archiviert)

Beispielfoto vorher (nur archiviert)

Beispielfoto nachher (nur archiviert)

Wissenswertes zu Waldbränden (archiviert)

Artikel NZZ zu Waldbränden (archiviert)

Artikel Frankfurter Rundschau zu Zypressen (archiviert)

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