Wetterphänomen

Foto von Gewitterwolke ist nicht aktuell

08.09.2023, 12:03 (CEST)

Der heurige Sommer war geprägt von Wetterextremen. Die beliebte Insel Mallorca blieb dieses Jahr von Bränden und Hitze aber weitgehend verschont. In Sozialen Medien kursiert aktuell aber ein Foto, das einen imposanten Wolkenberg über der Insel zeigen soll. Er scheint sich über den ganzen Himmel zu erstrecken. Das Bild sei am 27. August 2023 von einem Piloten aufgenommen worden, heißt es. Der User vermutet hinter dem Wetterphänomen eine Verschwörung: «Was mit Wetterwaffen heutzutage alles möglich ist!», schreibt er.

Bewertung:

Das Foto tauchte bereits vor einem Jahr im Internet auf. Es zeigt eine sogenannte Amboss-Wolke.

Fakten:

Das Bild zeigt tatsächlich Mallorca. Öffnet man auf Google Maps die 3D-Ansicht und vergleicht die Konturen der Insel mit der Abbildung, so lassen sich etwa die Einbuchtung am Port d’Antratx oder auch des Camp de Mar wiedererkennen. Auch die darauffolgende Landzunge mit der Bucht Caló d'en Monjo gleicht jener im Foto.

Der angebliche Aufnahmezeitpunkt des Fotos ist allerdings falsch. Mithilfe der Bilderrückwärtssuche von Google Lens findet man mehrere Treffer des Fotos – alle weit vor dem August dieses Jahres. Der früheste dort gefundene Treffer stammt vom 16. September 2022. Der Beitrag auf X (vormals Twitter) verweist als Urheber des Fotos auf einen User, der offenbar in der Luftfahrt tätig ist. Auch er nennt als Ort die Insel Mallorca.

Bei dem Wolkenturm dürfte es sich um eine spezielle Gewitterwolke handeln, nämlich um eine Cumulonimbus- oder Amboss-Wolke. «Ein Cumulonimbus (Cb) ist eine massige und dichte Wolke von beträchtlicher vertikaler Ausdehnung in Form eines hohen Berges oder mächtigen Türmen. Zumindest teilweise weist der obere Wolkenabschnitt glatte Formen auf oder ist faserig oder streifig und fast stets abgeflacht. Dieser Teil breitet sich vielfach ambossförmig oder wie ein großer Federbusch aus. Ihre Obergrenzen können im Sommer in den mittleren Breiten der Erde bis zur Tropopause (obere Begrenzung der Troposphäre in ca. 12 km Höhe) reichen.», heißt es beim Deutschen Wetterdienst. Berichte und Fotos davon gibt es auch von der NASA, der World Meteorological Organization und der Seite des US-Wetterdienstes National Weather Service.  

Kriegsführung durch Umweltveränderungen ist gemäß einem Übereinkommen des Büros der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen (UNODA) verboten. Mit der Resolution 31/72 der Generalversammlung der Vereinten Nationen wurde sie am 10. Dezember 1976 angenommen. Die Konvention hat aktuell 78 Vertragsstaaten, darunter Österreich, Deutschland und Spanien.

Das Phänomen des Cloud Seedings bzw. der Wolkenimpfung gibt es tatsächlich. Dahinter steht die Idee, Wolken so zu beeinflussen, dass es beispielsweise regnet. Einige Staaten – vor allem China – haben an dieser Technologie Interesse, da sich Dürreperioden durch die Klimakrise gravierend verstärken. Die Wirksamkeit des Cloud Seedings ist allerdings bis dato nicht wissenschaftlich bewiesen.

Stand: 8.9.2023

Links:

Google Maps-Aufnahme (archiviert)

Google Lens-Suche (archiviert)

Frühester gefundener Beitrag auf X (archiviert)

Weiterer Beitrag auf X (archiviert)

Bilder auf alamy (archiviert)

Informationen zu Amboss-Wolken beim Deutschen Wetterdienst (archiviert)

NASA (archiviert)

World Meteorological Organization (archiviert)

weather.gov (archiviert)

Zum UN-Übereinkommen (archiviert)

Liste der Vertragsstaaten (archiviert)

Über die Wirksamkeit von Cloud seeding (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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