Globale Temperatur vor 65 Millionen Jahren widerlegt nicht die Klimakrise

Die mit der Klimakrise einhergehende Erderwärmung zu leugnen, ist ein häufiges Phänomen in den sozialen Medien. Zurzeit kursiert etwa ein Diagramm, das beweisen soll, dass die globale Temperatur über die letzten 65 Millionen Jahre insgesamt gesunken ist. Laut der Bildüberschrift war es «praktisch noch nie» so kalt wie jetzt. Findet aktuell ein «natürlicher Klimawandel» statt, wie es das Facebook-Posting weiter behauptet?

Bewertung

Die Aussage, dass die Welt nie kälter war als jetzt, ist falsch. Das Diagramm ist außerdem nicht geeignet, um Einschätzungen über Temperaturentwicklungen seit der industriellen Revolution zu machen. Laut dem Sonderbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wird geschätzt, dass Menschen eine globale Erwärmung von etwa einem Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau verursacht haben.

Fakten

Das im Facebook-Beitrag enthaltene Diagramm liefert keine Informationen über die zukünftige Entwicklung der globalen Temperatur. Weil das Diagramm mehr als 60 Millionen Jahre auf einem Bild zusammenfasst, kann man daraus auch nicht die Entwicklungen der vergangenen 200 Jahre ablesen. Diese Epoche ist allerdings essenziell, um die menschliche Verantwortung an der Klimakrise darzustellen.

In einer Studie von 2018 ist in einer ähnlichen Grafik eine fast identische Temperatur-Entwicklung zu sehen. Es ist aber auch eine Prognose für die Zukunft bis zum Jahr 2200 und darüber hinaus inkludiert. Diese zeigt, dass die globale Temperatur sehr wohl gestiegen ist und voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten weiter nach oben schießen wird.

Es ist wahr, dass das Erdklima nie konstant war und viele Wechselwirkungen miteinander interagieren, wie etwa die Sonneneinstrahlung oder Vulkanausbrüche. Wichtig dabei ist aber: Diese «natürlichen» Veränderungen fanden über weitaus längere Zeiträume hinweg statt. Seit dem Beginn des Industriezeitalters hat sich die Erderwärmung nachweislich schneller und in wesentlich kürzerer Zeit verstärkt.

Laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind Hitzewellen in den vergangenen Jahren häufiger geworden. Die extreme Hitze, die im Sommer 2023 in Südeuropa sowie in Mexiko und den USA geherrscht hat, wäre ohne menschliche Einflüsse wie die großflächige Verbrennung fossiler Brennstoffe deutlich unwahrscheinlicher gewesen. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus berichtete, dass der Juli 2023 der heißeste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 war.

Prognosen zufolge werden Hitzewellen in 100 Jahren zur neuen Normalität gehören. Selbst wenn das Pariser Klimaabkommen, das eine Beschränkung der Erderwärmung um deutlich unter 2 Grad vorsieht, eingehalten werden kann, werden Menschen regelmäßig wesentlich schlimmeren Hitzewellen ausgesetzt sein. In Anbetracht der aktuellen Klimaschutzmaßnahmen vieler Länder dürfte das Ziel allerdings verfehlt werden.

Falsche Behauptungen zur Klimakrise sind ein Dauerbrenner im Internet. Die dpa hat schon mehrere Faktenchecks zu dem Thema verfasst.

(Stand: 31.8.2023)