Entwurmungsmittel

FDA: Ivermectin nicht als Covid-19-Medikament zugelassen

29.8.2023, 18:58 (CEST)

Covid-19 beherrschte mehrere Jahre die Debatte in Deutschland. Inzwischen ist das Thema nicht mehr ganz so präsent - doch noch immer verbreiten sich irreführende Behauptungen rund um das Virus.

Auch nachdem die Corona-Pandemie für beendet erklärt wurde, zirkulieren weiter hartnäckig Behauptungen, dass Ivermectin, ein Entwurmungsmittel, effektiv das Virus bekämpfen könne. Zuletzt wurde verbreitet, die US-amerikanische FDA (Food and Drug Association) hätte bestätigt, dass das Entwurmungsmittel «zur Behandlung von Coviderkrankungen zugelassen ist». Ist an dieser Behauptung etwas dran?

Bewertung

Die FDA hat zwar klargestellt, dass Ärzte grundsätzlich für Menschen zugelassene Medikamente verschreiben können, wenn sie es für angemessen halten - auch wenn die Medikation nicht für die Erkrankung vorgesehen ist. Sie hat Ivermectin aber nicht als Mittel gegen das Coronavirus zugelassen und warnte mehrmals ausdrücklich davor. Nationale und internationale Experten sprechen sich ebenfalls gegen eine Verwendung von Ivermectin gegen Covid-19 aus.

Fakten

Die Behauptung bezieht sich auf ein Einspruchsverfahren, in dem ein Anwalt der FDA zugesteht, dass es Ärzten freisteht, Ivermectin gegen Covid-19 zu verschreiben. Ärztinnen und Ärzte sind grundsätzlich dazu befähigt, Menschen zugelassene Medikamente zu verschreiben, auch für untypische Anwendungen, falls sie es für medizinisch sinnvoll erachten.

Im Jahr 2021 hat die FDA in einem «Consumer Update» darauf hingewiesen, dass «Ivermectin in der Vorbeugung oder Behandlung von Covid-19 bei Menschen oder Tieren weder autorisiert noch genehmigt» ist. Das Präparat sei nur für den «menschlichen Gebrauch zur Behandlung von Infektionen durch manche Arten von parasitären Würmern, zur Behandlung von Kopfläusen oder Hautproblemen wie Rosazea» genehmigt.

Am 17. August 2023 hat die FDA das Thema erneut öffentlich kommentiert, diesmal auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter). Während sie die Punkte vom «Consumer Update» wiederholten, ergänzten sie diesmal, dass Ärzte grundsätzlich für Menschen zugelassene Medikamente verschreiben können, wenn sie es für angemessen empfinden - auch wenn die Medikation nicht für die Erkrankung vorgesehen ist.

Die European Medicines Agency sprach sich auch gegen eine Anwendung von Ivermectin gegen Covid-19 aus. Auf dpa-Anfrage verwies Press Officer Alessandro Faia auf ein EMA-Statement von 2021. Laut Faia hat sich die Situation seit der Veröffentlichung dieses Statements nicht verändert.

Auch in Österreich haben Expertinnen und Experten Ivermectin als Covid-19-Medikament eine klare Absage erteilt. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erteilte im Jahr 2021 eine offizielle Warnung. BASG Pressesprecher Roland Achatz verwies auf dpa-Anfrage auf diverse Studien zu dem Thema. Weiter hieß es von der BASG, dass man «nur eindringlich vor einer Anwendung von Ivermectin gegen Covid-19 warnen» könne. «Es gibt weder eine Zulassung noch einen triftigen Grund, Ivermectin bei einer Covid-19-Erkrankung oder präventiv anzuwenden.» Studien, die eine angebliche Wirksamkeit belegen, hätten sich bei näherer Analyse als fragwürdig oder mit deutlichen fachlichen Schwächen behaftet herausgestellt.

Ivermectin ist also prinzipiell für den menschlichen Gebrauch zugelassen. Hauptsächlich ist es aber für die Behandlung von parasitärem Befall gedacht.

(Stand: 28.8.2023)

Links

Facebook Behauptung (archiviert)

Epoch Times Artikel (archiviert)

FDA Consumer Update (archiviert)

FDA Kommentar auf X (archiviert)

FDA Kommentar auf X Detail (archiviert)

EMA Statement (archiviert)

ORF Report Studie (archiviert)

Cochrane Studie(archiviert)

BASG (archiviert)

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