«Betrügerische Absicht»

Unseriöses Angebot hinter gefälschtem Video mit Armin Wolf

25.08.2023, 17:14 (CEST)

Dass Firmen mit bekannten Gesichtern für ihre Produkte werben, ist alltäglich. Doch wenn die Prominenten davon überhaupt nichts wissen, dann steckt dahinter eine unseriöse Masche.

Eine regelrechte Flut an attraktiven Investmentmöglichkeiten überschwemmt regelmäßig die sozialen Netzwerke. Nicht selten steckt ein unseriöses Angebot dahinter. Im August 2023 wirbt vermeintlich neben ORF-Moderator Armin Wolf auch Signa-Chef René Benko für ein Projekt des US-Unternehmers Elon Musk.

Bewertung

Eine von Armin Wolfs Moderationen im «ZiB2»-Studio wurde nachträglich bearbeitet. Der Clip wurde mittels einer computergenerierten Stimme neu vertont und Hintergrund-Bilder ausgetauscht.

Fakten

Einem ORF-Journalisten, der im Studio der Nachrichtensendung «Zeit im Bild 2» für eine angeblich neue Handels-App des US-Investors Elon Musk wirbt, scheint man nicht alle Tage zu begegnen. Doch handelt es sich dabei nicht um einen echten TV-Ausschnitt, sondern um einen gefälschten Clip.

Warum die Szenen mit Wolf nicht echt sind

«Das gesamte Video ist eine Manipulation in offensichtlich betrügerischer Absicht», bestätigt ORF-Anchorman Armin Wolf auf dpa-Anfrage. «Die Stimme ist offenkundig nicht meine, sondern eine Nachsynchronisation mit einem frei erfundenen Text, den ich selbstverständlich nie gesprochen habe.»

Journalisten des öffentlichen Rundfunks in Österreich unterliegen gemäß Paragraf 13 des ORF-Gesetzs einem Werbeverbot. Selbst ohne diese Regelung, sagt Wolf, würde er selbstverständlich nie Reklame für irgendwelche Finanzinvestitionen machen.

Zudem sind Wolf zufolge Videoschnipsel auf der Leinwand nachträglich hineingeschnitten worden. In der Nachrichtensendung seien hinter den Moderatoren generell nur Standbilder zu sehen, keine Videos.

Beim genauen Hinsehen ist außerdem im verbreiteten Video nach 38 Sekunden ein Schnitt im Bild zu erkennen, denn Wolfs linke Hand hält plötzlich die Moderationskarten an einer anderen Stelle. Seine Stimme hingegen spricht den vermeintlichen Satz unverändert weiter.

Auch Benko und Musk manipuliert

Weitere Sequenzen des verbreiteten vermeintlichen Werbevideos zeigen ein Interview mit dem österreichischen Milliardär René Benko. Doch auch dessen offenkundige Freude über das angebliche Musk-Projekt ist eine reine Erfindung. In der Originalsequenz spricht Benko in einem RTL-Interview von 2021 eigentlich über die Strategie und Zukunft als Eigentümer der deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

Auch das Interview mit Elon Musk hat einen völlig anderen Hintergrund: In dem Gespräch mit dem damaligen Fox-News-Moderator Tucker Carlson geht es im April 2023 um die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Von einem Investmentprogramm ist keine Rede.

Unseriöse Seite steckt dahinter

Folgen Nutzer oder Nutzerinnen etwa auf Facebook den hinterlegten Links, die sowohl im Beitrag selbst als auch in den Kommentaren angegeben sind, landen sie auf externen Webseiten. Eine davon ähnelt täuschend echt dem offiziellen Auftritt des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV. Durch das bekannte Design wirkt die Seite auf den ersten Blick authentisch. Allerdings sind die Inhalte verändert und lediglich die Startseite von der OMV-Vorlage übernommen. Kontaktinformationen oder ein Impressum fehlen.

Diese Informationen sind allerdings an anderer Stelle hinterlegt: auf der Hauptseite und unter dem Reiter «Contacts». Interessant dabei: Es handelt sich um zwei verschiedene Sätze von Kontaktadressen.

Einerseits gibt es eine brasilianische Ländervorwahl (+55), andererseits eine nicht zugeordnete Vorwahl (+89). Die Vorwahl +89 (oder auch 0089) taucht im Zusammenhang mit Telefonabzocke häufiger auf.

Auch die vermeintlichen Postadressen («Tonishire» und «Guidotown») sind frei erfunden. Die E-Mail-Adressen gehören einem Hersteller von Landmaschinen («kuhn.com») oder existieren überhaupt nicht («kreiger.net»). Die gesamte Website mit ihren Stock-Bildern und einem Impressum, das mithilfe eines kostenlosen Online-Tools generiert wurde, wirkt äußerst unseriös. Weit und breit sind zudem keinerlei Informationen zu einem Investmentprogramm zu finden.

Künstliche Intelligenz hilft beim Manipulieren

Über das gesamte verbreitete Video sind die Sätze Wolfs, Benkos und Musks also nachträglich verändert. Heutzutage ist es nicht allzu schwierig, die Stimmen von Personen zu imitieren. Entsprechende Programme der künstlichen Intelligenz sind frei im Netz verfügbar, um anderen Menschen Worte in den Mund legen zu können, die sie nie gesagt haben. Dazu müssen meist echte Soundschnipsel hochgeladen werden. Der spätere Text kann dann frei gestaltet werden.

Auch in der Vergangenheit ist solch eine unseriöse Werbung schon aufgetaucht. Die Masche ähnelt sich in den meisten Fällen, nur die Protagonisten wechseln, wie dpa-Faktenchecks aufgedeckt haben.

(Stand: 25.08.2023)

Links

ORF-Gesetz (archiviert)

dpa-Faktencheck zu anderen Fake-Videos

dpa-Faktencheck zu Video von Heinz-Christian Strache

RTL-Interview mit René Benko (archiviert

Fox-News-Interview mit Elon Musk (archiviert)

Landingpage nach Klick auf Post-Link im OMV-Stil (archiviert)

Homepage nach Klick auf Post-Link (archiviert)

«Contacts»-Seite des unseriösen Internetauftritts (archiviert)

Offizielle englische OMV-Website (archiviert)

Ländervorwahlen-Verzeichnis (archiviert)

Artikel über Vorwahl +89 (archiviert)

Facebook-Beitrag (Post archiviert, Video archiviert)

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