Berechnung veraltet

Kein gravierender Rückgang der Bevölkerung in Deutschland in Sicht

15.08.2023, 15:46 (CEST)

Ein plötzlich auftretendes drastisches Sinken der deutschen Bevölkerung entspricht nicht der Realität. Zur Bevölkerungsentwicklung gibt es mittlerweile genaue Berechnungen.

In sozialen Medien werden übertriebene Zahlen verbreitet, die Menschen verunsichern sollen. Zuletzt hieß es etwa in einem Beitrag, in Deutschland würden im Jahr 2030 nur noch rund 48 Millionen Menschen leben - und damit fast um die Hälfte weniger als aktuell. Kann das sein?

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Für einen solchen Bevölkerungsrückgang gibt es keine Hinweise. Aktuell schätzt das Statistische Bundesamt die Bevölkerungszahl in Deutschland für das Jahr 2030 auf 83,6 bis 86,7 Millionen Menschen.

Fakten

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig Informationen zur Bevölkerungsentwicklung Deutschlands. Faktoren wie die Geburtenhäufigkeit, die Sterblichkeit und Wanderungen beeinflussen dabei, ob eine Bevölkerung zu- oder abnimmt.

Prinzipiell gilt, dass die Bevölkerung in Deutschland ohne sogenannte Nettozuwanderung schon länger schrumpfen würde. Grund ist, dass die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen übersteigt. Für die Bevölkerungsvorausberechnungen wird das Statistische Bundesamt von Expertinnen und Experten beraten und aktualisiert seine Daten regelmäßig.

Mit Stand 31. März 2023 lebten in Deutschland 84 432 670 Menschen. Gemäß der 15. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung könnte die Bevölkerungszahl ab dem Jahr 2023 zunehmen oder abnehmen. Das hängt stark davon ab, wie sich der Wanderungssaldo - also die Differenz zwischen Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland - entwickelt.

Ist der Wanderungssaldo niedrig, nimmt die Bevölkerung demnach bereits ab 2023 oder 2024 ab. Ist er höher, beginne der Rückgang frühestens um das Jahr 2030. Allerdings gilt: Egal wie niedrig der Wanderungssaldo ist, die Bevölkerungszahl in Deutschland wird diesen Angaben zufolge im Jahr 2030 nicht auf 48 Millionen Menschen schrumpfen.

Aus einer Tabelle der 15. Bevölkerungsvorausberechnung geht hervor, dass damit gerechnet wird, dass die Bevölkerungszahl im Jahr 2030 bei 83,6 bis 86,7 Millionen Personen liege. Selbst für das Jahr 2070 schreibt das Statistische Bundesamt, dass sich eine «Spannweite in der Bevölkerungszahl von 73,5 Millionen bis 90,9 Millionen Menschen» ergebe.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahl wird immer anhand eines Systems aus mehreren Varianten berechnet. «Moderate Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung bei niedrigem Wanderungssaldo» lauten beispielsweise die Kennzeichen der Variante 1. Für die genannte Berechnung wurden fünf von insgesamt neun Hauptvarianten herangezogen.

Woher stammt die im Posting genannte Behauptung über einen derartigen Rückgang der Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2030? Die Zahl findet sich auch in einer Modellrechnung aus dem Jahr 1987, die auf der Webseite der deutschen Bundesregierung einsehbar ist.

Diese bezog sich allerdings vor dem Mauerfall auf die Menschen in der damaligen Bundesrepublik. Genannt wird eine Gesamtbevölkerung von 61,04 Millionen Menschen im Jahr 1985. Zudem heißt es, dass die Bevölkerungsentwicklung von dem weiteren Zuzug von Menschen nach Deutschland abhänge.

(Stand: 15.8.2023)

Links

15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung (archiviert)

Statistisches Bundesamt über aktuelle Bevölkerungszahl (archiviert)

Entwicklung der Bevölkerungszahl bis 2070 nach ausgewählten Varianten (archiviert)

Modellrechnung des Innenministeriums aus dem Jahr 1987 (archiviert)

Beitrag bei Facebook (archiviert)

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