Video zeigt nicht gesamtes Ausmaß der Brände auf Rhodos

Mehrere Länder am Mittelmeer hatten zuletzt mit heftigen Bränden zu kämpfen. Die griechische Insel Rhodos war besonders betroffen. In Sozialen Medien warfen Nutzer den Medien allerdings Panikmache vor und teilen als Beleg ein Video, das angeblich am 25. Juli beim Flug über Rhodos entstanden sei. Der Clip zeigt eine Rauchwolke eines örtlich begrenzten Feuers; kommentiert wird die Aufzeichnung von einer Männerstimme. Der Pilot sei entsetzt darüber, «was die Medien daraus für eine Horror-Lügengeschichte machen», schreibt ein User und behauptet weiter: «Wir werden sowas von belogen und verarscht».

Bewertung

Das Video ist irreführend, denn es zeigt nur eine Momentaufnahme und nicht das gesamte Ausmaß der Brände auf der Insel. Die Feuer auf Rhodos wüteten länger als eine Woche an verschiedenen Orten und mit wechselnder Intensität. Satellitenbilder zeigen, dass die Schäden auf einer viel größeren Fläche entstanden, als die einzelne Rauchfahne in dem Video vermuten lässt.

Fakten

In dem Facebook-Posting schreibt der User, dass das Video am 25. Juli 2023 von einem «Chefpilot einer der größten europäischen Fluggesellschaften aufgenommen» worden sei. Ob das wirklich der Fall ist und wer das Video aufgezeichnet, hat lässt sich aber nicht zweifelsfrei bestimmen.

Der Ort hingegen schon: Die Form der Landfläche gleicht dem südlichen Teil der Insel Rhodos, wie Google Maps-Aufnahmen zeigen. Bei Minute 0:12 ist rechts zudem ein Gebirge zu sehen, in dem ein historischer Tempel steht. Man kann auch einen See im Zentrum der Insel erkennen.

Die Rauchwolke entspricht dem Brandgeschehen auf Rhodos am 25. Juli. Das geht aus dem Feuerinformationssystem FIRMS der US-Raumfahrtorganisation Nasa hervor. Zu dem Zeitpunkt wurden auch noch Brände nördlich des Sees Limni Fragmatos Gadoura gemeldet. Das legt nahe, dass das Video tatsächlich von jenem Tag stammt.

Informationssysteme wie FIRMS arbeiten mit Satellitendaten. Mit Hilfe der Satelliten wird infrarote Strahlung analysiert, die bei einem Feuer entsteht. Mit diesem Vorgehen lässt sich ein gutes Bild vom Umfang größerer Wald- oder Steppenbrände erzeugen. Details müssen allerdings vorsichtiger beurteilt werden.

Im Nasa-System FIRMS ist zu erkennen, dass sich die Brände zwischen dem 19. und 25. Juli viel weiter ausgebreitet hatten, als eine einzelne Rauchfahne - wie sie in dem Video zu sehen ist - dies anzeigen würde. Die Brände umfassten einen Teil des Inselinneren und der Südostküste. Die FIRMS-Karte gibt eine Übersicht aller Brände der Woche, die allerdings nicht alle gleichzeitig loderten.

Die Karte deckt sich auch mit Medienberichten: Es brannte zu dem Zeitpunkt schon seit Tagen, berichtete die APA am 22. Juli. Einen Tag später teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mit, dass an dem Wochenende die größte Evakuierungsaktion stattgefunden habe, die es jemals in Griechenland gegeben habe. Zehntausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Am 26. Juli berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf griechische Medien, dass etwa zehn Prozent der Inselfläche abgebrannt seien. Auch am 25. Juli wurden Bewohner und Touristen noch aufgefordert, drei Orte im Südosten der Insel zu verlassen (hier, hier und hier).

Ein Satellitenfoto vom 23. Juli, das die europäische Raumfahrtorganisation ESA verbreitete, zeigt nicht nur die Brandherde zu jenem Zeitpunkt. In braunen Farbtönen ist auch das abgebrannte Gebiet zu erkennen. ESA-Angaben zufolge war zum Zeitpunkt der Aufnahme schon eine Fläche von schätzungsweise 11 000 Hektar verloren gegangen. Das entspricht 7,85 Prozent der Gesamtfläche von Rhodos. Diese Zahl erhöhte sich noch, weil die Brände einige Tage länger loderten.

Auch auf Satellitenbildern des Unternehmens Maxar ist der Schaden zu sehen, den das Feuer angerichtet hat. Welche Zerstörungen die Naturgewalt hinterlassen hat, zeigte die BBC, indem sie Vorher- und Nachher-Bilder nebeneinander setzte. Insgesamt zeigen die vorliegenden Information also, dass das Ausmaß der Brände weit größer war, als das Video nahelegt.

(Stand: 8.8.2023)