Plumpe Fälschung

Videos von Schnabl, Stern und Benko für Werbung manipuliert

7.8.2023, 13:01 (CEST), letztes Update: 7.8.2023, 16:11 (CEST)

In den sozialen Medien werden immer wieder manipulierte Audio- und Videodateien verbreitet. Einige der Fälschungen sind allerdings leicht zu erkennen.

Regelmäßig wird im Netz mit der angeblichen Aussicht auf schnelle Profite ohne Risiken geworben. Nun scheinen Signa-Chef René Benko und OMV-CEO Alfred Stern in einem Video ein derartiges Investitionsmodell anzupreisen. Auch die ORF-Moderatorin Susanne Schnabl ist darin zu sehen. Aber ist das Video tatsächlich echt?

Bewertung

Es handelt sich um eine Fälschung. Die Teile des Videos wurden nachträglich manipuliert. Vermutlich wurden sie mit einer computergenerierten Stimme überspielt.

Fakten

Susanne Schnabl interviewte am 25. April 2023 in der Sendung «Report» den burgenländischen Landeshauptmann Doskozil, die verwendete Sequenz stammt von dort. Über Investitionsmöglichkeiten ist aber nichts zu hören. Die Anmoderation zur Sendung wurde manipuliert, wie ein Vergleich der Videos zeigt. Das bestätigte auch Schnabl selbst auf Anfrage der dpa.

Alfred Stern, der CEO des österreichischen Unternehmens OMV, spricht in dem manipulierten Video von einer Erhöhung der Öl- und Gasproduktion der OMV um das Vierfache, die dem angeblichen Investment zugutekommen sollen. Im zugrunde liegenden Originalvideo, einem Interview mit der ÖBAG, spricht Stern jedoch über die Nachhaltigkeit des Ölkonzerns.

Auch hier geht es an keiner Stelle um das behauptete Thema. «Alfred Stern hat die im referenzierten Videoclip zu hörenden Aussagen nicht getätigt», bestätigte ein OMV-Sprecher auf Anfrage. Es liege keine Zustimmung der OMV zur Verwendung dieser Werbevideos vor.

Interviews von René Benko, dem Gründer der Signa Holding, sind eher rar. Das verwendete Video findet sich im Signa Trendtalk vom Oktober 2018. Im Original wird über die Lage von Immobilien gesprochen. Es wurde inzwischen vom Youtube-Kanal der Signa Group gelöscht, findet sich aber noch in den Google-Suchergebnissen, das Previewbild entspricht der verwendeten Szene. Auf dpa-Anfrage teilte ein von Signa beauftragter Anwalt mit, dass das Unternehmen grundsätzlich mit Löschungsaufforderungen beim jeweiligen Host-Provider gegen die Verbreitung manipulierter Berichte vorgeht.

In allen drei Ausschnitten wurden die Stimmen der Personen also nachträglich verändert. Da die Klangfarbe in den gefälschten Audiospuren den Originalstimmen sehr ähnlich ist, wurde bei der Fälschung wahrscheinlich Künstlichen Intelligenz (KI) genutzt.

(Stand: 7.8.2023)

Aktualisierung

Die Antwort auf die Anfrage an Signa wurde im sechsten Absatz ergänzt.

Links

Report-Folge mit Susanne Schnabl (archiviert)

Interview mit Alfred Stern (archiviert)

Google-Suche nach SIGNA Trendtalk (archiviert)

Video auf Facebook (archiviert, Video archiviert)

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