Kein Zusammenhang zur Impfung

Frosch-Logo auf Lebensmitteln signalisiert Nachhaltigkeit

24.07.2023, 15:16 (CEST)

Viele Produkte im Supermarkt tragen dieses Siegel: ein Frosch-Logo der Rainforest Alliance. Dass dieses Emblem auch ganz andere Bedeutungen haben soll, ist frei erfunden.

Wieder verbreitet sich eine haarsträubende Geschichte über Microsoft-Gründer Bill Gates im Netz - diesmal im Zusammenhang mit dem Gütesiegel einer Regenwald-Organisation. Dieses zeigt einen Frosch und ist angeblich ein wenig versteckter Hinweis auf Corona-Impfstoffe in den betreffenden Lebensmitteln. Als Mastermind soll wie so oft Gates dahinterstecken.

Bewertung

Nicht haltbar. Lebensmittel mit dem Frosch-Logo enthalten keine Corona-Impfstoffe. Die Rainforest Alliance nutzt das Emblem, um auf aus ihrer Sicht nachhaltige Produkte hinzuweisen. Außer Spendengeldern an die Organisation ist Gates dort nie in Erscheinung getreten.

Fakten

Das Logo, das für so viel Unruhe sorgt, ist ein Nachhaltigkeits-Zertifikat der Rainforest Alliance. Deren aktuellem Jahresbericht zufolge verfügen mehr als 54 000 Produkte in 190 Ländern über den grünen oder schwarzen Frosch auf ihrer Verpackung. Die Organisation will damit «gemeinsame soziale und ökologische Anstrengungen» fördern, und zwar «von den Farmen und Wäldern bis hin an die Supermarktkasse». Es hat also nichts mit Corona-Impfstoffen zu tun.

Doch steht das Logo durchaus in der Kritik: In einem Gütesiegel-Check der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Global 2000 und Südwind wurde dem Frosch nur ein «mittlerer Anspruch» attestiert. Zudem ergaben nach Angaben mehrerer Umweltorganisationen und Stiftungen Befragungen in Produktionsländern, dass sich die Arbeitsbedingungen zertifizierter Betriebe nur marginal von solchen ohne Logo unterschieden. Der karitativen Vereinigung Oxfam zufolge kommt es auch auf Frosch-zertifizierten Teeplantagen immer wieder zu Rechtsverletzungen.

Gates und die Rainforest Alliance

Die Bill & Melinda Gates Foundation hat der Rainforest Alliance tatsächlich Geld zukommen lassen. Bereits mehrere Jahre zurück liegt eine Zahlung von gut 5,3 Millionen US-Dollar. Die Laufzeit betrug 53 Monate. Die Spende bildete in diesem Zeitraum einen nicht unwesentlichen Teil der Rainforest-Alliance-Einnahmen, wie den Jahresberichten von 2008 bis 2012 zu entnehmen ist. Allerdings war die Stiftung nicht der einzige Großspender.

Die Tatsache, dass Gates vor vielen Jahren einer der größten privaten Geldgeber der NGO war, macht ihn nicht automatisch zum Fädenzieher dahinter. Gates' bisher einzige und letzte Spende nach dem Großbetrag war dem Jahresbericht 2019 zufolge eine Zuweisung von weniger als 10 000 US-Dollar.

Die Bill & Melinda Gates Foundation investierte auch in die Erforschung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus.

mRNA in Obst und Gemüse

Die Überlegung, gentechnisch veränderte Pflanzen zur Medikamentenproduktion zu nutzen, gibt es allerdings durchaus. Ein Problem dabei besteht aber in der Dosierung, wie der Professor für Pflanzenbiotechnologie an der Technischen Universität Darmstadt, Heribert Warzecha, 2020 im Deutschlandfunk erklärte. Deshalb werden mögliche Medikamente oder Impfstoffe nicht eingenommen, indem man die Pflanze isst. Stattdessen werden sie nach einem Trocknungsverfahren in Kapseln dosiert.

mRNA-Impfstoffe sind jedoch besonders empfindlich. Sie müssen etwa durchgehend stark gekühlt werden, was während der Corona-Pandemie teils große Probleme verursachte. An der kalifornischen Universität Riverside läuft zum Beispiel ein Forschungsprojekt zur Herstellung von mRNA in Pflanzen, wie ein dpa-Faktencheck von 2021 zeigt. Allerdings steht die Forschung dazu erst am Anfang.

Weitere Behauptungen zu Gates hanebüchen

Zusammen mit der Falschbehauptung über das Frosch-Logo und mRNA-Stoffe wird auch der Ausschnitt aus einem Interview mit Bill Gates verbreitet. Doch wurde diese Sequenz aus dem Zusammenhang gerissen: Über die Möglichkeiten einer weltweit ausgerollten Covid-Impfung sprach Gates nämlich bereits im April 2020 (im Video ab etwa 17:30 Min.) - also am Beginn der Pandemie, bevor Gegenmittel gegen Sars-CoV-2 erforscht waren.

Auch wird im Zusammenhang mit dem Frosch-Logo teils vor dem Aufkleber der vermeintlichen Gates-Firma «Apeel» gewarnt. Das Unternehmen wurde aber gar nicht von Gates gegründet, sondern lediglich kofinanziert. Das Markenzeichen dient dazu, die Haltbarkeit von Obst und Gemüse zu verlängern und so Ressourcen zu sparen. Die Kennzeichnung von Obst oder Gemüse mit einem «Apeel»-Sticker weist auf eine Behandlung frischer Produkte für eine bessere Haltbarkeit hin, wie ein dpa-Faktencheck darlegt.

(Stand: 20.07.2023)

Links

Facebook-Posting (Posting archiviert, Video archiviert)

Rainforest Alliance über Frosch-Zertifikat (archiviert

Gütesiegel-Check von Global 2000 (archiviert

BUND u.a. über Siegel; Befragungen von Arbeitern (archiviert

dpa-Artikel über Oxfam/Rainforest Alliance via «Rheinische Post» (archiviert

Gates-Stiftung über Spende an Rainforest Alliance (archiviert)

Gates-Stiftung über Zusammenarbeit mit Curevac (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2008 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2009 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2010 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2011 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2012 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2019 (archiviert

Rainforest Alliance Jahresbericht 2022 (archiviert

dpa-Faktencheck zu Impfung über Gemüse

dpa-Faktencheck über «Apeel»-Aufkleber

Deutschlandfunk-Beitrag über Impfstoffe in Obst (aert

University of Pennsylvania über Medikamente in Pflanzen (archiviert

«Handelsblatt»-Artikel über Kühlung von mRNA-Impfstoffen (archiviert

Gates im «Tagesthemen»-Interview vom 12.04.2020 (archiviert

CNN-Artikel über «Apeel»-Sticker (archiviert)

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