Angebliches «Kollateralkonto»

Geburtsurkunden haben keinen Geldwert

29.6.2023, 12:36 (CEST)

Eine Geburtsurkunde sollte jeder haben. Ein finanziell sorgenfreies Leben garantiert das Dokument jedoch nicht - auch wenn das im Internet behauptet wird.

In sozialen Medien ist immer wieder davon die Rede, dass die Politik zu viele Menschen aus anderen Ländern nach Österreich einwandern lässt. Einer aktuellen Behauptung zufolge soll das auch mit hiesigen Geburtsurkunden zu tun haben. Demnach würden diese sogar an der New Yorker Börse gehandelt.

Bewertung

An der New Yorker Börse werden keine Geburtsurkunden gehandelt. Die Dokumente haben neben den dafür zu entrichtenden Gebühren keinen Wert.

Fakten

Wird in Österreich ein Kind geboren, muss eine Geburtsurkunde ausgestellt werden. Sie wird bei diversen Behördenwegen benötigt. Für ihre Beantragung und Ausstellung können je nach Antragsart Gebühren anfallen. Einen finanziellen Gegenwert - im Posting ist nach einer fragwürdigen Berechnungsmethode von exakt 14 393,94 Euro die Rede - hat das Dokument nicht.

Ein angeblich gleichzeitig angelegtes «Kollateralkonto» zu jeder Geburtsurkunde existiert nicht. Dabei handelt es sich um eine Erfindung aus der «Reichsbürger»-Szene. Diese ist in Österreich mehrere tausend Personen groß und richtet sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung.

Dem Posting zufolge werden solche «Kollateralkonten» nicht nur für in Österreich geborene Menschen angelegt, sondern auch für Zuwanderer. Mit dem Zugriff darauf wäre demnach deren Lebensunterhalt gesichert, weshalb so viele Zuwanderer «hierher gelockt» würden.

An der New Yorker Börse NYSE wird vieles gehandelt, allerdings keine Geburtsurkunden. Auch an allen anderen Börsen weltweit gibt es keinerlei Belege dafür. Der Dienstleister US Birth Certificates klärte selbst bereits über diese Falschbehauptung auf.

Das US-Finanzministerium warnt vor einer Betrugsmasche, mit der angeblich der Gegenwert von Geburtsurkunden ausbezahlt werden könne. Immerhin: Im Posting wird auf diese Möglichkeit nicht explizit hingewiesen, sie wird lediglich angedeutet.

(Stand: 28.6.2023)

Links

Facebook-Posting mit Behauptung (archiviert)

Offizielle Informationen zur Geburtsurkunde (archiviert)

PDF-Dokument: «Der Weg zum Kollateralkonto» (archiviert)

Artikel in «Salzburger Nachrichten» zu Reichsbürgern (archiviert)

Aktuelle Informationen zur NYSE (archiviert)

Informationen bei US Birth Certificates (archiviert

Warnung des US-Finanzministeriums (archiviert)

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