Kariesschutz
Menge an Fluorid in Zahnpasta unbedenklich
26.6.2023, 12:09 (CEST)
Lebensmittel und Kosmetikprodukte enthalten oft zahlreiche Zusatzstoffe - in Zahnpasta etwa ist häufig Fluorid, ein Stoff, der vor Karies schützt. Kritiker behaupten, dass dieser Stoff aber eine Gefahr für die Schilddrüse darstellt. Ist das richtig?
Bewertung:
Falsch. Ein Zusammenhang zwischen Schilddrüsenschäden und Fluorid in der Zahnpasta ist nicht belegt. Um auf eine schädliche Aufnahmemenge zu kommen, müsste ein durchschnittlicher Mensch täglich mehrere Tuben Zahnpasta konsumieren.
Fakten:
Fluoride werden häufig in der Zahnmedizin eingesetzt und sind laut Studien ein wesentlicher Bestandteil der Kariesbekämpfung. Weil Produkte wie Zahnpasta, in denen Fluoride vorkommen, oft unter Kosmetika fallen (wie etwa Lacke oder Bleichmittel), werden sie dem Atlas der Pharmakologie und Toxikologie für Zahnmediziner zufolge über das Kosmetikgesetz zugelassen, nicht über das strengere Medizinproduktegesetz.
Symptome von Fluoridvergiftungen können dem Atlas zufolge «Überkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe, starker Speichelfluss, gefolgt von Koma und Herzstillstand» sein. Dies klingt zwar sehr ernst - aber nur, solange man die Dosis für eine tödliche Vergiftung außer Acht lässt. Diese liegt bei 5 Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht. Für einen durchschnittlichen Erwachsenen (zwischen 60 und 100 Kilogramm) wären das dann etwa 300 bis 500 Milligramm pro Tag.
Laut Stiftung Warentest liegt die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Fluorid über Lebensmittel bei 0,4 bis 1,5 Milligramm. Der Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung beträgt 3,8 Milligramm Fluorid täglich für Männer und 3,1 Milligramm für Frauen - also liegt die tatsächliche Aufnahme noch weit unter dem Richtwert.
Zahnpasten für Erwachsene dürfen nach EU-Vorgaben aber nur eine sehr niedrige Menge an Fluorid enthalten: Maximal 0,15 Prozent - von denen ein Großteil nicht geschluckt, sondern wieder ausgespuckt wird.
Für einen anderen Faktencheck der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat Christoph Benz von der deutschen Bundeszahnärztekammer vorgerechnet, ab welcher Menge der Verzehr bedenklich würde: «Ein Erwachsener mit 70 kg Gewicht müsste mehr als 3,5 Tuben Erwachsenenzahnpaste (1500 ppm Fluorid, 75 ml) essen, ein 3-jähriges Kind mit 15 kg zwei Tuben Kinderzahnpaste (1000 ppm Fluorid, 50 ml).»
Dass die Schilddrüse wie behauptet durch Fluoride in der Zahnpasta «zerstört» wird, ist wissenschaftlich durch nichts belegt. Eine englische Studie hatte im Jahr 2015 zwar angedeutet, dass hohe Fluorid-Konzentrationen im Trinkwasser, wie sie in einigen Regionen zum Teil durch Beimischung vorkommen, zu einem vermehrten Auftreten von Schilddrüsenunterfunktion beitragen könnten.
Andere Wissenschaftler kritisierten daraufhin das Forschungsdesign der Studie. Ein kausaler Zusammenhang wurde bis jetzt nicht bewiesen - und in Österreich ist der Zusatz von Fluorid zum Trinkwasser nicht erlaubt.
Stand: 26.6.2023
Links:
Behauptung auf Facebook (archiviert)
Stiftung Warentest (archiviert)
Atlas der Pharmakologie und Toxikologie für Zahnmediziner(archiviert)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Fluorid in Zahnpasta
Englische Studie zu Fluorid im Trinkwasser (archiviert)
Wissenschaftliche Kritik an der englischen Studie (archiviert)
Informationen zu Fluorid im Trinkwasser beim Land Oberösterreich (archiviert)
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