Behauptung frei erfunden

Emissionen des Ätna verglichen mit von Menschen verursachtem CO2 minimal

06.06.2023, 17:33 (CEST), letztes Update: 06.06.2023, 17:36 (CEST)

Der jüngste Ausbruch des Ätna holt einen Dauerbrenner der Desinformation wieder vor den Vorhang: Vulkane emittieren demnach viel mehr CO2 in die Atmosphäre als der Mensch.

Aus welchem Grunde auch immer: Ständig werden neue Behauptungen verbreitet, mit denen die menschengemachte Erderwärmung kleingeredet werden soll. Jüngster Aufhänger ist der Ausbruch des Ätna auf Sizilien. Angeblich soll der Vulkan in wenigen Stunden mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Erdatmosphäre freigesetzt haben als alle Menschen, die jemals gelebt haben. Entspricht das den Fakten?

Bewertung

Die Weltbevölkerung verursacht an einem Tag mehr CO2, als der Ätna in einem ganzen Jahr ausstößt.

Fakten

Bereits vor vier Jahren fand diese Behauptung mit beinahe demselben Wortlaut viele Fans in sozialen Medien. Laut einem Faktencheck von USA Today lässt sich der Vergleich sogar bis ins Jahr 2015 zurückverfolgen.

Doch aus wissenschaftlicher Sicht ist die Behauptung nicht haltbar. Während das Mauna Loa Observatorium auf einem Vulkan auf Hawaii die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit Mitte des 20. Jahrhunderts dokumentiert hat, wurde in derselben Zeit weltweit keine gesteigerte vulkanische Aktivität gemessen.

Vulkane emittieren generell bei weitem nicht so viel CO2 in die Erdatmosphäre, wie die Menschheit derzeit verursacht.

Das deutsche Umweltbundesamt schlussfolgerte 2019, dass in den 10 000 Jahren vor Beginn des Industriezeitalters die atmosphärische ⁠CO2⁠-Konzentration in etwa konstant geblieben ist, während sie danach stark zunahm. Demzufolge müsse der «vulkanische CO2-Ausstoß gegenüber dem des Menschen unbedeutend sein». Der vulkanische CO2-Ausstoß entspreche demzufolge laut Daten aus 2018 zwischen 0,7 und 1,5 Prozent der menschlichen Emissionen von mehr als 41 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr.

Auf den Ätna entfallen je nach Studie bis zu 25 Millionen Tonnen pro Jahr. Das entspricht rund 0,6 Promille des menschlichen CO2-Ausstoßes. Anders ausgedrückt: Der jährliche CO2-Ausstoß des Ätna macht weniger als ein Viertel der menschengemachten Emissionen pro Tag aus.

Foto zeigt Ätna im Jahr 2021

Das Foto aus dem aktuellen Posting zeigt nicht den jüngsten Ausbruch des Ätna. Denn am 21. Mai, als der Vulkan begann, Asche zu spucken, herrschte laut der italienischen Tageszeitung La Repubblica schlechtes Wetter. Das deckt sich mit den Wetterdaten der Stadt Bronte am Fuße des Ätna. Das verwendete Bild stammt aus einem Video aus dem Februar 2021, wie eine Bilder-Rückwärtssuche bei Google ergab.

(Stand: 5.6.2023)

Links

Facebook-Posting (archiviert)

Posting aus 2019 (nur archiviert)

Faktencheck USA Today (archiviert)

Artikel La Repubblica (archiviert)

Wetter in Bronte im Mai 2023 (archiviert)

BBC-Artikel aus 2021 (archiviert)

Mauna-Loa-Daten seit 1958 (archiviert)

Entwicklung vulkanischer Aktivität (archiviert)

Paper aus dem Jahr 2011 (archiviert)

Fragebeantwortung des deutschen UmweltbuNdesamts (archiviert)

dpa-Faktencheck aus 2019

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.