Klimawandel

Anstieg von CO2-Emissionen Grund für Erwärmung der Atmosphäre

24.05.2023, 14:09 (CEST)

Die wissenschaftliche Lage zur Klimakrise ist eindeutig. Trotzdem finden User immer wieder die angeblich wirkliche Ursache für die globale Erderwärmung. Aktuell vermuten sie etwa die Sonne. Das ist falsch.

Die Klimakrise ist mittlerweile eines jener Themen, das mit am häufigsten Gegenstand von Falschinformationen wird. Häufig wird dabei der menschengemachte Klimawandel geleugnet oder relativiert. Zuletzt wurde etwa auf Facebook behauptet, dass CO2 irrelevant sei, weil eigentlich die Sonne für den Klimawandel verantwortlich sei.

Bewertung

Das ist falsch. Die rasante Erderwärmung der letzten Jahre lässt sich nicht durch die Sonne erklären. Der Großteil der globalen Erderwärmung ist auf einen Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zurückzuführen, welcher wiederum menschengemacht ist.

Fakten

Das Facebook-Posting verweist auf ein YouTube-Video, das einen Ausschnitt des Filmes «The Great Global Warming Swindle» («Der große Betrug mit der globalen Erderwärmung») beinhaltet. Der britische Dokumentarfilm ist schon über 15 Jahre alt und leugnet den menschengemachten Klimawandel. Der Film wurde vielfach wegen darin enthaltener Falschinformationen kritisiert.

Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf schrieb etwa in seinem Bereich auf der Webseite des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), dass dem Film «zahlreiche Fehler, Tatsachenverdrehungen und manipulierte Grafiken nachgewiesen» werden konnten, weswegen es auch eine Beschwerde bei der britischen Medienaufsicht gegeben habe.

Die Kernbehauptung des Films, dass die Sonnenaktivität und nicht der Mensch für den Klimawandel verantwortlich sei, wird auch im Online-Beitrag fälschlicherweise wiedergegeben. Die Aussage stützt sich unter anderem auf eine Grafik zum Verlauf der Temperatur und der Sonnenaktivität.

Die Grafik erweckt den Anschein, als stiege die Temperatur in ähnlichem Maße wie die Sonnenenergie. Allerdings endet die Kurve der Sonnenaktivität im Jahr 1980. Rahmstorf schrieb dazu: «Gezielt verschweigen die Filmemacher die Daten von 1980-2007, die belegen, dass diese Korrelation keinen Bestand hat. Der größte Teil der globalen Erwärmung (0,5 ºC) hat seit 1980 stattgefunden, während die Sonnenaktivität abgenommen hat. Der Zuschauer wird durch Weglassung der entscheidenden Daten getäuscht.» Mittlerweile stieg die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur seit Beginn der Industrialisierung um etwa 1 Grad Celsius.

Auch abgesehen von der Grafik gilt, dass sich die rasante Erderwärmung der letzten Jahre nicht durch Sonnenentwicklungen erklären lässt. So stellt etwa die US-Weltraumbehörde NASA in mehreren Beiträgen auf ihrer Webseite klar, dass die Sonne zwar prinzipiell einen Einfluss auf das Weltklima habe, aber nicht für die globale Erderwärmung der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich sei: «Wir wissen, dass subtile Veränderungen der Erdumlaufbahn um die Sonne mitverantwortlich für das Entstehen und Verschwinden von Eiszeiten sein kann. Aber die Erwärmung der letzten Jahrzehnte ist zu rasant, um mit Veränderungen bei der Erdumlaufbahn in Verbindung gebracht zu werden und zu groß, um durch die Sonnenaktivität verursacht zu werden.»

Seit dem Jahr 1978 habe es keinen Aufwärtstrend bei der Menge an Sonnenenergie, die unseren Planeten erreicht hat, gegeben. Von den späten 1970er Jahren bis heute wurde hingegen der größte Anstieg der Erderwärmung gemessen, lässt sich in einem Beitrag von Climate.gov nachlesen.

Die NASA führt eine valide Grafik zur vergleichenden Entwicklung der Temperatur und der Sonnenaktivität von 1880 bis 2020 an. Auch diese zeigt, dass während es seit den 1950er Jahren zu keinem wesentlichen Anstieg bei der Sonnenenergie gekommen ist, die globale Temperatur deutlich anstieg.

«Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass die Sonne den beobachteten globalen Temperaturanstieg im letzten halben Jahrhundert verursacht hat», wird resümiert. Klimamodelle, die Schwankungen bei der Sonnenstrahlung beinhalteten, könnten den starken Temperaturanstieg über das letzte halbe Jahrhundert ohne einen Anstieg der Treibhausgase gar nicht reproduzieren, heißt es.

Angenommen, die Sonne wäre verantwortlich für die globale Erderwärmung, dann würde man die Temperaturzunahme über alle Ebenen der Atmosphäre hinweg beobachten. Das ist aber nicht der Fall. Gemessen wird nämlich eine Erwärmung auf der Erdoberfläche und eine Abkühlung in der Stratosphäre: Dies spricht dafür, dass die Erwärmung durch eine Anhäufung von wärmespeichernden Gasen in der Nähe der Erdoberfläche verursacht wird und nicht dadurch, dass die Sonne «heißer» wird, schreiben die NASA und Climate.gov.

Der sechste IPCC-Report, an dem wissenschaftliche Expertinnen und Experten aus zahlreichen Ländern der Welt mitgewirkt haben, ist zu dem Schluss gekommen, dass der Anstieg von CO2, Methan und Distickstoffmonoxid in der Atmosphäre während des Industriezeitalters eindeutig auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist.

Informationen dazu finden sich auch auf den Webseiten von Klimafakten und der World Meteorological Organization. Letztere fügte noch hinzu, dass die Kohlendioxid (CO2)-Konzentration im Jahr 2017 auf 405,5 ppm (Parts per Million) gestiegen ist und seitdem weiter steigt. Das CO2 sei in den letzten zehn Jahren für etwa 82 Prozent des Anstiegs des Strahlungsantriebs – der wiederum zur globalen Erderwärmung führt – verantwortlich.

Laut dem deutschen Umweltbundesamt lag die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Jahr 1958 bei etwa 316 ppm. Im Jahr 2022 wurden 418 ppm gemessen.

(Stand: 24.6.2023)

Links

YouTube-Video mit Ausschnitt von Dokumentarfilm (archiviert, Video archiviert)  

Beitrag von Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf (archiviert)

Climate.gov über Globale Erderwärmung (archiviert)

NASA-Bericht über vermeintliche Rolle der Sonne bei der Erderwärmung (archiviert)

Climate.gov über vermeintliche Rolle der Sonne bei der Erderwärmungarchiviert)

NASA-Bericht über die Ursachen des Klimawandels (archiviert)

Berichte des IPCC

Klimafakten über Falschbehauptungen rund um Sonne und Klimawandel (archiviert)

Beitrag von World Meteorological Organization (archiviert)

Deutsches Umweltbundesamt zu Anstieg der CO2-Konzentration in Atmosphäre (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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