Freiheitsstatue: Fotos nicht für Vergleich des Meeresspiegels geeignet

19.5.2023, 16:44 (CEST)

Bei den Themen Erderwärmung und Klimakrise wird auch immer auf den Anstieg des Meeresspiegels als Folge und Gefahr für die Menschheit hingewiesen. Auf Facebook werden derzeit zwei Aufnahmen der Freiheitsstatue in New York geteilt. Obwohl zwischen den beiden Fotos mehr als 100 Jahre liegen sollen, wirken die Bilder recht ähnlich. «Man kann den ständig steigenden Meeresspiegel sehr gut erkennen, oder nicht?», heißt es dazu. Doch ist solch ein Vergleich überhaupt zulässig?

Bewertung

Der Anstieg des Meeresspiegels kann nicht eruiert werden, indem man zwei Aufnahmen der Freiheitsstatue vergleicht. Ein drastischer Anstieg des Meeresspiegels ist wissenschaftlich bewiesen. Doch während der Meeresspiegel pro Jahr nur um Millimeter steigt, führen die Gezeiten täglich zu viel größeren Unterschieden.

Fakten

Das in der Gegenüberstellung zu sehende Schwarz-Weiß-Foto ist tatsächlich mehr als 100 Jahre alt. Vergleicht man es mit dem neueren Bild in Farbe, fällt tatsächlich auf, dass die Höhe des Wassers in der Upper New York Bay kaum erkennbare Unterschiede aufweist. Die Freiheitsstatue steht dort auf der Insel Liberty Island und wäre vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen, da New York direkt am Atlantik liegt.

Der Meeresspiegel verändert sich allerdings ständig, etwa durch die Gezeiten. Daher kann es selbst innnerhalb eines Tages zu deutlichen Zu- und Abnahmen durch Ebbe und Flut kommen. In aufgezeichneten Daten sind übliche Schwankungen von 1,5 bis 1,9 Meter zu erkennen, teilweise werden auch mehr als zwei Meter gemessen.

Selbst wenn das Wasser keinen täglichen Schwankungen unterworfen wäre, könnte man den Anstieg des Meeresspiegels in den Aufnahmen nicht auf diese Distanz erkennen. Einer Studie aus dem Jahr 2017 zufolge stieg der Meeresspiegel in der Region um New York City seit dem Jahr 575 um insgesamt 1,70 Meter. Seit dem 20. Jahrhundert steige er schneller als in den Jahrhunderten zuvor - etwa drei Millimeter pro Jahr.

Nach Informationen der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) kommt es seit Ende des 19. Jahrhunderts zu einem ständigen Anstieg des Meeresspiegels. Der jährliche Zuwachs habe sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts von 1,4 Millimeter auf 3,6 Millimeter mehr als verdoppelt.

Zur genauen Messung des Meeresspiegels gibt es unterschiedliche effektive Messmethoden. Gemessene Pegelstände können ausgewertet und verglichen werden, Satelliten können zusätzliche Informationen liefern. Die Satellitendaten der Nasa veranschaulichen deutlich den Anstieg der Meeresspiegel. Laut Prognosen von Forschern wird er weiterhin ansteigen.

(Stand: 19.5.2023)

Links

Originalfoto (archiviert)

Tide-Forecast: Gezeiten für New York (archiviert)

Studie: Relative Meeresspiegeltrends in New York City während der letzten 1500 Jahre (archiviert)

Sea Level Rise: Zukunft des Meeresspiegelanstiegs (archiviert)

NOAA: Globaler Meeresspiegel (archiviert)

Nasa: Meereshöhe (archiviert)

Facebook-Posting (archiviertarchiviertes Foto)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.