Wetterdaten

April 2023 nicht kältester seit 60 Jahren, sondern seit 2021

12.05.2023, 13:31 (CEST)

Obwohl viele Wetterdaten öffentlich einsehbar sind, werden in sozialen Medien oftmals Falschbehauptungen verbreitet, um den Klimawandel in Frage zu stellen. So auch zum heurigen nasskalten April.

Der heurige April war ziemlich kühl und feucht. Für manch einen Wissenschaftsskeptiker Grund genug, den Klimawandel als Ganzes anzuzweifeln. In einem aktuellen Posting heißt es, der April 2023 wäre sogar der kälteste seit 60 Jahren gewesen.

Bewertung

Die Behauptung im Posting ist falsch. Der heurige April war in Österreich nicht der kälteste seit 60, sondern seit zwei Jahren. Statistische Ausreißer widerlegen zudem nicht den menschengemachten Klimawandel.

Fakten

Trotz einer allgemeinen Tendenz zu stetig steigenden Temperaturen gab es auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder Jahre mit kühlerem April als im langjährigen Mittel. Man muss auch nicht weit in die Vergangenheit schauen, um einen kühleren April als den heurigen zu finden.

Die Aussage im Posting sei daher «gesamtösterreichisch gesehen auf jeden Fall eindeutig falsch, weil der April 2021 kälter war als der April 2023» und zwar um 0,5 Grad Celsius, heißt es auf dpa-Anfrage von Geosphere Austria. Allerdings war der Frühlingsmonat vor zwei Jahren deutlich trockener als dieses Jahr. Der vorletzte ähnlich kalte April liegt indes schon ein wenig länger zurück, er wurde 1997 verzeichnet.

Tatsächlich war der April 2023 aber der trübste seit 1989. Insgesamt wurden mehr als ein Drittel weniger Sonnenstunden registriert als im langjährigen Mittel.

Solche statistischen Spitzen lassen sich an beiden Enden des Spektrums finden, auch bei der Temperatur. So liegt etwa der wärmste April seit 1800 erst fünf Jahre zurück. Dieser wartete nicht nur mit besonders vielen Sommertagen (über 25 Grad Celsius), sondern auch dem sehr frühen Knacken der 30-Grad-Marke auf.

«Da die Aprilmonate in den vergangenen 20 Jahren sehr häufig Rekordwärme brachten, wirkte dieser April sogar ungewöhnlich kalt», erklärt Klimatologe Alexander Orlik von der Geosphere Austria zum heurigen April. Das belegt auch die Gegenüberstellung von zwei Klimakarten: Während der April 2023 im Schnitt 2,0 Grad kühler war als der Mittelwert der vergangenen 30 Jahre, lag er nur knapp unter dem Schnitt der 30 Jahre davor (1961-1990), im Westen des Landes sogar etwas darüber.

Das Monatsmittel der gesamten Fläche Österreichs lag im April 2023 bei 5,1 Grad Celsius, zwei Jahre davor bei 4,6 Grad. Geosphere Austria bestätigte der dpa auch, dass es keine einzelne Region des Landes gab, in der 2023 der kälteste April seit 60 Jahren gewesen wäre: «In jeder Region gab es in den letzten Jahren zumindest einen April, der kälter als der April 2023 war (in den meisten Fällen sind es die April-Monate der Jahre 2021, 2001, 1997).»

Generell lagen laut Daten der Geosphere Austria (Stand 2019) 14 der 15 wärmsten Jahre der Messgeschichte seit 1767 innerhalb der letzten 30 Jahre. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die Jahresmitteltemperatur in Österreich um rund zwei Grad Celsius an.

(Stand: 10.5.2023)

Links

Facebook-Posting (archiviert

Artikel auf uwz.at (archiviert

Artikel auf orf.at (archiviert

Klimareport GeoSphere Austria (archiviert

ZAMG-Dokument zum April 2018 (archiviert

Klimakarten zum April 2023 (archiviert

Monatsmittel April 2023 (archiviert

Monatsmittel April 2021 (archiviert)

Klimareport GeoSphere Austria 2019 (archiviert

Temperaturentwicklung in Österreich (archiviert)

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