Phishing-Gefahr

Angebliche Entführung von Mädchen nur erfunden

04.05.2023, 14:25 (CEST), letztes Update: 04.05.2023, 14:37 (CEST)

Regelmäßig fallen Social-Media-User auf angebliche Kindesentführungen herein. So auch aktuell: In diversen Facebook-Gruppen wird das Bild eines Mädchens mit den Worten «Mila ist entführt worden!» geteilt. Zugetragen habe sich die Tat im Wiener Bezirk Floridsdorf, angeblich bittet die Polizei um Hilfe bei der Suche. Stimmt das?

Bewertung

Es handelt sich um eine klare Falschinformation. Die Geschichte kursiert schon seit Jahren, mit verschiedenen Namen und Orten.

Fakten

Das angebliche Bild des Mädchens wurde zusammen mit der Falschbehauptung bereits in mehreren Ländern verbreitet, beispielsweise in der Schweiz. In England kursierte das Bild des Mädchens bereits im Sommer 2020, wie das Grantham-Journal und Full Fact berichteten. In diesen Beiträgen wurde das Mädchen nicht Mila genannt, sondern Alice. Auch der angeführte Ort variiert.

Gleich bleibt, dass es eine solche Entführung nicht gibt. Das teilte ein Pressesprecher der Landespolizeidirektion Wien der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage mit: «Würde es einen solchen aktuellen Fall geben und hätte die Polizei, wie in dem Beitrag behauptet wird, um Mithilfe ersucht, wären dazu unsere offiziellen Kanäle verwendet worden». Das ist hier nicht der Fall.

Klickt man auf den Link, gelangt man zu einer dubiosen Webseite, auf der plötzlich von einem vermissten Kind namens Emma die Rede ist. Um den Content ansehen zu können, wird man zur Bestätigung seines Alters aufgefordert, worauf sich ein Fenster öffnet mit der Aufforderung, die Facebook-Login-Daten einzugeben. An der URL («starlit-stroopwafel-ecb578.netlify.app») sieht man jedoch, dass es keine echte Facebook-Seite, sondern ein Phishing-Versuch ist.

Unklar bleibt, ob es sich bei dem Bild des Mädchens überhaupt um ein echtes Foto handelt und nicht etwa um ein mittels künstlicher Intelligenz (KI) erzeugtes Bild. Der Ursprung des Bildes ließ sich trotz Verwendung mehrerer Bilderrückwärtssuchen nicht feststellen. Eine Prüfung durch intern zur Verfügung stehende Detektionsprogramme ergab, dass das Bild wahrscheinlich von einer KI generiert wurde.

(Stand: 4.5.2023)

Links

dpa-Faktencheck zu Beitrag in der Schweiz

Grantham Journal: Warnung vor Phishing-Betrug (archiviert)

Full Fact-Faktencheck (archiviert)

Über das Projekt defalsif-AI

Über Bilderrückwärtssuchen (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Gefälschte Facebook-Seite (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

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