Debatte um Wirtshausprämie

Angeblicher FPÖ-Brief an niederösterreichische Gastronomen war Satire-Aktion

13.04.2023, 18:54 (CEST)

Wie steht es um die niederösterreichische Esskultur? Die FPÖ macht sich zwar für traditionelle Wirtshäuser stark - die Idee einer «Panierquote» geht jedoch nicht auf die Partei zurück.

Die Entscheidung der niederösterreichischen Volkspartei, eine Regierung mit den Freiheitlichen zu bilden, sorgte bundesweit für Aufsehen und Proteste. Kürzlich tauchte ein vermeintliches FPÖ-Schreiben auf, das Gastronomen in Niederösterreich Empfehlungen zur Wahrung der Heimatverbundenheit nahelegte. Einige Internetnutzer nahmen dies für bare Münze.

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Das Schreiben wurde tatsächlich versandt, stammt jedoch nicht von der FPÖ. Die Satireplattform «Die Tagespresse» bekannte sich zu dem Brief.

Fakten

In dem Brief wird vor einem angeblichen Verlorengehen traditioneller Speisekarten durch den Druck von fremden Kulturen und Trends aus der Bundeshauptstadt Wien gewarnt. Eine neu geschaffene Landesabteilung der Partei wolle dem entgegenwirken und anhand anonymer Besuche feststellen, ob eine «Wirtshausprämie» ausgeschüttet werden könne, heißt es weiter.

Eine Prämie gleichen Namens ist tatsächlich Teil des Arbeitsübereinkommens von Volkspartei und Freiheitlichen in Niederösterreich und soll absichern, dass der Wirt ein «traditionelles und regionales Speisenangebot aufweist». Frei erfunden sind hingegen die im Schreiben angeführten Maßnahmen sowie ein angebliches Online-Register aller Betriebe, die diese nicht umsetzen würden.

Hinter dem fingierten Brief steckt das Satireportal «Die Tagespresse», wie deren Gründer Fritz Jergitsch auf dpa-Anfrage bestätigte. Das Portal hat schon mehrfach mit falschen Ankündigungen für Aufsehen gesorgt.

Jergitsch erklärte dem «Standard», dass das Schreiben tatsächlich an 500 Gastronomiebetriebe in Niederösterreich verschickt wurde. Gleichzeitig behauptete er, nichts geschrieben zu haben, «was die FPÖ nicht auch sagen würde».

Der Satiriker betonte, mit dem gefälschten Schreiben niemanden in die Irre führen zu wollen. Trotzdem sorgte es für ähnlichen Wirbel wie die von der neuen niederösterreichischen Regierung tatsächlich angedachte Deutschpflicht in Schulpausen wenige Wochen davor.

(Stand: 13.4.2023)

Links

Der Brief im PDF-Format (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Weiteres Facebook-Posting (archiviert)

Artikel derstandard.at zur Wirtshausprämie (archiviert)

Artikel orf.at zum gefälschten Brief (archiviert)

Artikel dietagespresse.com (archiviert)

Artikel dietagespresse.com zur Fake-Stronach-Kampagne (archiviert)

Artikel derstandard.at mit Jergitsch-Interview (archiviert)

Artikel heute.at zur Deutschpflicht in Schulpausen (archiviert)

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