Fake schon Jahre alt

Angebliches «Kinderinnen»-Schild ist gefälscht

06.04.2023, 18:19 (CEST)

Über geschlechtersensible Sprache wird gern gestritten - und manche finden es lustig, grammatikalisch unsinnige Formen zu bilden. Ein vermeintliches Schild, das auf einem deutschen Spielplatz hängen soll, hat es aber nie gegeben.

Viele Menschen achten darauf, in der deutschen Sprache nicht nur die männliche, sondern auch die weibliche Form zu verwenden - und sprechen etwa bewusst von «Lehrerinnen und Lehrern». Anderen stößt das sauer auf. Manche versehen absichtlich Begriffe, bei denen das üblicherweise nicht gemacht wird, mit der Endung -innen. Damit sollen Verfechter gendersensibler Formulierungen lächerlich gemacht werden. Ein Beispiel, das offenbar nicht tot zu bekommen ist, sind «Kinder und Kinderinnen» auf einem Spielplatz-Schild in der deutschen Stadt Hannover.

Bewertung

Das Foto des Schildes wurde manipuliert und geistert seit mindestens 2017 in der verfälschten Form durch das Internet und wird auch von österreichischen Accounts verbreitet. Tatsächlich stammt das Foto von einem Spielplatz in Hannover im deutschen Bundesland Niedersachsen. Im Original ist darauf «Kinder und Jugendliche» zu lesen.

Fakten

Schon im Juni 2017 widmeten sich die FaktencheckerInnen von Mimikama dem manipulierten Foto. Damals wurde es in sozialen Medien vielfach geteilt. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass das Schild aus der deutschen Stadt Hannover stammt. Diese hatte bereits 2017 über Twitter klargestellt, dass es sich um eine Fälschung handelt.

Im Jahr 2020 erklärte ein Sprecher der Stadt Hannover der dpa erneut, dass es solche Schilder niemals gab. Auf den an den Spielplätzen der Stadt angebrachten Schildern stehe «Spielplatz für Kinder und Jugendliche», hieß es damals.

Über eine Bilderrückwärtssuche lässt sich das mutmaßliche Original des Bildes auf der Website spielplatzfragen.de ausfindig machen. Sie beschäftigt sich mit Normen und Vorschriften für öffentliche Spielplätze. Auf einer Seite mit einem Überblick über DIN-Normen taucht das Foto im unteren Bereich auf.

Allerdings scheint das Bild im Vergleich zur Fälschung beschnitten. Ruft man jedoch eine ältere Version der Seite über ein Internet-Archiv auf, ist das Foto mit dem exakt gleichen Bildausschnitt zu finden wie nun erneut geteilte, veränderte Kopie. Die erste Sicherung der Seite mit dem Bild in diesem Archiv stammt aus dem Jahr 2012.

(Stand: 6.4.2023)

Links

Facebook-Posting (archiviert)

Faktencheck Mimikama (archiviert)

Tweet mit manipuliertem Foto (archiviert)

Tweet der Stadt Hannover (archiviert)

Faktencheck dpa 2020

Foto auf spielplatzfragen.de (archiviert)

Archivierte Version des Fotos

Archivierte Version der Website

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