Von KI erzeugt

Bild von Assange ist kein echtes Foto

11.04.2023, 09:35 (CEST), letztes Update: 11.04.2023, 09:48 (CEST)

Seit Jahren sitzt Wikileaks-Gründer Julian Assange im Gefängnis. Unterstützer fordern, ihn freizulassen. Ein Bild hat zuletzt viel Aufmerksamkeit erzeugt - doch ein echtes Foto von Assange ist das nicht.

Sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) kann mittlerweile vor allem prominente Menschen, von denen es viele öffentliche Fotos gibt, sehr realistisch darstellen. Derzeit kursiert ein angeblich neues Bild von Wikileaks-Gründer Julian Assange, das seinen schlechten Gesundheitszustand im Gefängnis belegen soll. Ist es echt?

Bewertung

Das Bild wurde von einer KI generiert und zeigt nicht den echten Julian Assange. Seine Frau und der mutmaßliche Ersteller des Bildes bestätigten dies. Zudem kann man selbst Hinweise erkennen, wenn man sich das Bild genau anschaut.

Fakten

Das vermeintliche Assange-Foto hat sich schnell verbreitet. Daraufhin veröffentlichte unter anderem die «BILD»-Zeitung einen Artikel, in dem Assanges Frau Stella und der mutmaßliche Ersteller des Bildes bestätigten, dass es sich nicht um reales Bildmaterial handlt. Stella Assange erklärte, dass das Bild mit Hilfe einer KI, also einer sogenannten Künstlichen Intelligenz, erzeugt worden sei.

Dies bestätigte auch der Twitter-Account «The Errant Friend», der nach eigenen Angaben das Bild generieren ließ. Auch auf dpa-Anfrage erklärte die Person hinter dem Account, den künstlichen Assange mit der KI «Midjourney» erstellt zu haben. Ziel sei es gewesen, öffentliche Aufmerksamkeit für die Situation des in London gefangen gehaltenen Journalisten zu erzeugen. In einem öffentlichen Tweet bestätigte er zudem die Aussagen gegenüber der «BILD».

Ob die Person hinter «The Errant Friend» tatsächlich selbst das Bild erzeugen ließ, kann nicht abschließend verifiziert werden. Auf anderen Bildern, die dieser Account verbreitet, findet sich aber auch immer das auffällige Wasserzeichen «Photo Property of "E"» - genau wie auf dem vermeintlichen Assange-Bild.

Hinweise darauf, dass das Bild kein Foto ist, lassen sich bei genauem Hinsehen aber auch mit bloßem Auge finden. Zum Beispiel sieht man in Assanges Gesicht eine Art Nasenring. In Großbritannien sind Piercings zwar generell im Gefängnis erlaubt, wenn man sie bei der Einlieferung getragen hat. Assange ist allerdings nicht dafür bekannt, einen derartigen Körperschmuck zu tragen.

Auch die Kleidung wirkt mit den vielen Falten etwas seltsam. Im Hintergrund scheinen die Zwischenräume der Fliesen nicht einheitlich in der Tiefe zu sein. Ein angebrachtes Objekt an der Wand ist nicht identifizierbar.

KI-generierte Bilder können oft anhand von solchen Ungereimtheiten erkannt werden. Oft lohnt es sich, darauf zu achten, ob alle Körperteile richtig und erkennbar abgebildet werden, etwa je fünf deutlich zu sehende Finger an jeder Hand. Auch eine Untersuchung der Schatten oder Details im Hintergrund können helfen. Da die KI bei der Generierung von prominenten Gesichtern oft ausreichend Trainingsmaterial verwenden kann, sind die Fehler eher dort zu finden, wo das Programm improvisieren muss.

Julian Assange befindet sich seit mehreren Jahren ohne Verurteilung in einem britischen Gefängnis. Die USA werfen ihm unter anderem die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten vor und wollen eine Auslieferung erreichen. Laut seiner Frau hat sich sein Gesundheitszustand zuletzt tatsächlich verschlechtert.

(Stand: 6.4.2023)

Links

Artikel der «BILD»-Zeitung (archiviert)

Tweet von «The Errant Friend» (archiviert)

Tweet mit Assange-Bild auf dem Account (archiviert)

Beispiel-Suche nach Assange-Bild auf Twitter (archiviert)

Erlaubter Besitz in britischen Gefängnissen (archiviert)

Assange-Fotos in «Alamy»-Datenbank (archiviert)

RND-Artikel mit Aussagen von Stella Assange (archiviert)

Behauptung auf Facebook (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.