Keine Personenschützer

Bild vom Brunnenmarkt zeigt Pressesprecher und Amtsleiter

4.4.2023, 14:20 (CEST)

Beweist ein Foto, dass sich der Wiener Bürgermeister nur mit Leibwächtern auf den Brunnenmarkt wagt? Entsprechende Behauptungen halten einer genaueren Prüfung nicht stand.

Der Wiener Brunnenmarkt steht seit kurzem im Mittelpunkt politischer Debatten. Nachdem der ÖVP-Politiker Karl Mahrer den Ottakringer Markt als Negativbeispiel für Integration hervorgehoben hat, besuchte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Lokalität, um den Aussagen zu widersprechen. Laut Nutzern sozialer Netzwerke soll dieser Besuch allerdings in Begleitung von mehreren Personenschützern erfolgt sein. Ein Foto soll die Bodyguards abbilden.

Bewertung

Das ist falsch. Im Bild sind keine Personenschützer zu erkennen. Laut SPÖ waren auch gar keine anwesend.

Fakten

Auf dem Bild sind tatsächlich mehrere Männer in Anzügen zu sehen. Personenschützer sind diese allerdings nicht. Wie beim Vergleich mit anderen Bildern zu erkennen ist, handelt es sich bei den Männern rechts und links hinter Ludwig um Hanno Csisinko, Pressesprecher des Wiener Bürgermeisters, und Andreas Kutheil, Leiter des Marktamts (MA59).

Csisinko bestätigte dies auch auf Anfrage der dpa. Den MA59-Leiter habe man zufällig beim Besuch des Brunnenmarkts getroffen.

Ludwig besuchte am 24. März den Brunnenmarkt, ein Kamerateam dokumentierte die Visite. Personenschützer sind auch in dem Film nicht zu erkennen. Das virale Bild ist an der Ecke Gaullachergasse/Brunnengasse entstanden. Die dritte Person dort ist nicht identifizierbar, es könnte sich um einen normalen Passanten handeln.

Auch ein Faktencheck von Puls24 kam bereits zu dem Ergebnis, dass die Behauptungen im Netz bezüglich der Personenschützer falsch sind.

Der Brunnenmarkt war nach einem Mord an einer Frau im Jahr 2016 in den öffentlichen und politischen Fokus gerückt. Daraufhin wurde dort auch mehr Polizei eingesetzt.

Ein «Hotspot» für Kriminalität ist der Markt allerdings nicht: Auf einer vom Bundeskriminalamt Anfang 2022 veröffentlichten proportionalen Punktekarte zu Straftaten in Wien ist der Brunnenmarkt gar nicht eingezeichnet. Die sogenannte Häufigkeitszahl der Gesamtkriminalität pro 100 000 Einwohner ist in Ottakring von 2020 auf 2021 gesunken und liegt niedriger als in vielen anderen Wiener Bezirken.

(Stand: 04.04.2023)

Links

Puls24-Berichterstattung (archiviert, Video archiviert zum Download)

Artikel mit Foto von Csisinko, Bild 5 in der Slideshow (archiviert)

Pressesprecher des Wiener Bürgermeisters (archiviert)

Presseaussendung mit Foto von Kutheil (archiviert)

Straßenkreuzung bei Google Maps (archiviert)

Faktencheck von Puls24 (archiviert)

Parlamentskorrespondenz zum Mord am Brunnenmarkt (archiviert)

Sicherheitsbericht 2021, Seite 25 (archiviert)

Räumliche Kriminalanalyse (archiviert)

Hochauflösende Punktekarte (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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