Alter Text mit neuem Datum

Gefälschter Brief aus dem Jahr 2006 wieder viral

29.03.2023, 16:34 (CEST)

Die österreichische Innenpolitik hat seit Jahrzehnten zahlreiche «Schmankerl» zu bieten. Ein gefälschter Brief, der bereits im Jahr 2006 für Aufregung gesorgt hatte und einen Ex-Politiker vor Gericht brachte, wird nun wieder als vermeintlich neues Dokument geteilt. Demnach soll die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich dem Österreichischen Alpenverein abgerungen haben, Halbmonde auf Berggipfeln zu platzieren.

Bewertung

Es handelt sich bei dem Brief um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2006 verbreitet wurde.

Fakten

Das vermeintliche Schreiben zwischen dem Österreichischen Alpenverein und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) berichtet von einem Kompromiss nach einer Beschwerde der Glaubensgemeinschaft, dass Gipfelkreuze in Österreich als «Herrschaftszeichen des Christentums» die Religionsfreiheit von Muslimen beeinträchtigten. Demnach gestehe der Alpenverein die Anbringung eines Halbmondes «an einem Berggipfel der gemeinsamen Wahl» zu. Auch soll eine islamische Sparte des Österreichischen Alpenvereins etabliert werden.

Dass es sich um kein aktuelles Schreiben handelt, zeigt alleine ein Blick auf die beteiligten Personen. Andreas Ermacora ist heute der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, nicht der Vizepräsident, wie es im Brief steht. 

Omar Al-Rawi, ein Politiker der SPÖ Wien, ist bereits seit 2011 nicht mehr Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Auf der IGGÖ-Seite ist sein Name nicht einmal mehr zu finden.

Vergleicht man das Schreiben mit einer alten Fassung, sieht man: In der aktuell veröffentlichten Version ist das Datum erkennbar gefälscht worden. Im Original lautet es: «20.3.006».

Denn in Wirklichkeit kursierte der Brief nämlich bereits im Jahre 2006 und sorgte damals für eine innenpolitische Kontroverse. In einer TV-Konfrontation zitierte ein BZÖ-Politiker aus dem angeblich echten Schreiben, woraufhin er sowohl von der IGGÖ als auch von Al-Rawi geklagt wurde.

Der Brief entpuppte sich dann als Fälschung, eine Künstlergruppe bekannte sich zu dem Schreiben. Auch die APA - Austria Presse Agentur konnte damals mit den Verantwortlichen sprechen.

Nun ist der Text erneut im Umlauf und anscheinend so viral, dass selbst der Alpenverein auf seiner Homepage einmal mehr vor der Fälschung warnt. Auch die Oberösterreichischen Nachrichten und der Kurier berichten darüber.

(Stand: 29.3.2023)

Links

Homepage Österreichischer Alpenverein (archiviert)

Lebenslauf von Al-Rawi (archiviert)

Suche nach Al-Rawi auf IGGÖ-Seite (archiviert)

Archivierter Brief auf BZÖ-Webseite

Vienna-Artikel über Klage (archiviert)

Der Standard über Künstlergruppe (archiviert)

Vienna-Artikel über Gespräch mit APA (archiviert)

Posting auf Facebook (archiviert)

Warnung vor Fälschung auf Alpenverein-Homepage (archiviert)

Bericht der OÖN (archiviert)

Bericht vom Kurier (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.