Viele Länder abseits der EU planen ein Verbot von Verbrennungsmotoren

22.03.2023, 15:29 (CET)

Die Europäische Union möchte von 2035 an keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zulassen - steht sie mit dieser Haltung auf verlorenem Posten? Das suggeriert das Sharepic einer Weltkarte, laut dem diese Motoren in Zukunft angeblich nur in der EU und im US-amerikanischen Kalifornien verboten werden sollen. «Eine kleine Hilfe für diejenigen, die der Meinung sind, mit den Elektroautos die Welt zu retten», heißt es im Text im Foto.

Bewertung

Zahlreiche Länder, die ähnliche Ziele wie die EU erklärt haben, sind nicht in der Karte eingezeichnet. So haben etwa auch Großbritannien, Norwegen, Israel, Kanada, Chile oder mehrere US-Staaten ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 geplant.

Fakten

Die Weltkarte stammt eigentlich aus der Stockfoto-Datenbank von Adobe. Dort sind im Original die Länder der Europäischen Union eingezeichnet und auch die EU-Fahne ist zu sehen. Für das Sharepic wurde Kalifornien erst im Nachhinein markiert und die EU-Flagge entfernt.

Mehrere Länder, die nicht zur Europäischen Union gehören, haben bereits ähnliche Pläne wie die EU. Verbrennungsmotoren sollen dort langsam vom Markt verschwinden.

Dazu gehören etwa europäische Länder, die nicht in der EU sind. In Norwegen etwa verfolgt man das ambitionierte Vorhaben, schon ab dem Jahr 2025 nur noch emissionsfreie Pkw zu erlauben. In Island sind ab dem Jahr 2030 keine neuen Benzin- oder Dieselfahrzeuge zugelassen. Auch im Vereinigten Königreich ist das Verkaufsende dieser Fahrzeuge mit 2030 vorgesehen.

Außerhalb Europas finden sich ebenfalls zahlreiche Staaten, die gegen Verbrennungsmotoren vorgehen und nicht auf der Karte im Sharepic eingezeichnet sind. In Israel sollen sie ab dem Jahr 2030 nicht mehr verkauft werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks wollen etwa Kanada und Chile dieses Ziel bis zum Jahr 2035 erreichen.

Auch in anderen Staaten sind Entwicklungen im Gange. Berichten zufolge wollen etwa mehrere US-Staaten ein Ende des Verkaufs von Verbrennern mit 2035 umsetzen, in Sri Lanka sollen bis 2040 sogar Autos, Autorikschas und Motorräder mit Verbrennungsmotoren komplett von Straßen genommen werden. In Japan und China gibt es ebenfalls Bemühungen, die Motoren zu reduzieren.

Im Rahmen der UN-Klimakonferenz COP26 im Jahr 2021 in Glasgow wurde von einigen Staaten, Städten und Automobilherstellern eine Erklärung unterzeichnet, dass «alle neu verkauften Autos und Kleinbusse generell bis 2040 - und in führenden Märkten nicht später als 2035 - emissionsfrei» sein sollen. Unternehmen wie Mercedes-Benz, Volvo, Jaguar Land Rover, Ford und General Motors signalisierten hier Bereitschaft zur Anpassung der Fahrzeuge. Neben den EU-Staaten und einigen bereits genannten Ländern gehörten auch Schwellen- und Entwicklungsländer wie die Türkei, Paraguay, Kenia und Ruanda zu den Unterzeichnern.

Aber auch in der EU muss das Vorhaben erst einmal gesetzlich verankert werden. Nachdem sich das EU-Parlament bereits formell einig über das Gesetz gewesen war und eine Zustimmung der Mitgliedsstaaten nur noch als Formsache gegolten hat, drohte Deutschland damit, dem Gesetz nicht zuzustimmen. Die Forderung, der sich mittlerweile auch mehrere Länder angeschlossen haben, lautet, einen Einsatz von klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen zu prüfen, bevor man die Zulassung von Verbrennern gänzlich verbietet.

(Stand 21.3.2023)

Links

Bild bei Adobe Stock (archiviert)

Regierungsziele in Norwegen (archiviert)

Aktionsplan in Island (archiviert)

Regierungspläne in UK (archiviert)

Regierungsziele in Kanada (archiviert)

Ankündigung der Regierung in Chile (archiviert)

«Forbes»-Artikel zu Umgang der Länder mit Motoren (archiviert)

«Reuters»-Artikel über Japan-Ziele (archiviert)

«CBS News» über chinesische Provinz (archiviert)

Britische Regierung zu COP26-Übereinkommen (archiviert)

«Deutsche Welle» zu COP26-Erklärung (archiviert)

«Zeit»-Artikel über Verbrenner-Aus im EU-Parlament (archiviert)

«ORF» zur Verbrenner-Debatte (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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