Corona-Mythos
Das Wort «Divoc» existiert im Hebräischen nicht
17.3.2023, 16:10 (CET), letztes Update: 17.3.2023, 16:18 (CET)
In der Corona-Pandemie fanden sich in Falschinformationen oft auch antisemitische Narrative. So wird in einem Sharepic behauptet, dass das Wort «Covid» rückwärts gelesen ein hebräisches Wort ergeben soll. Angeblich bedeute «Divoc» so viel wie «Spaltung», in der jüdischen Mythologie stehe es gar für «Besessenheit durch einen bösen Geist».
Bewertung
Im Hebräischen existiert das Wort «Divoc» nicht. Es könnte nach den Lautgesetzen der Sprache nicht einmal gebildet werden, sagen Experten.
Fakten
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) kontaktierte zu dieser seit langer Zeit kursierenden Behauptung mehrere Experten. Alle sind sich einig, dass das Wort im Hebräischen nicht existiert und gar nicht existieren könnte. Gründe dafür sind das hebräische Alphabet, die Lautgesetze und die Silbenbildung.
So sagt etwa Stefan Schorch, Professor für Bibelwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie studierter Hebraist, auf Anfrage der dpa: «Ein Wort "Divoc" existiert im Hebräischen nicht und nach den Lautgesetzen des Hebräischen könnte es nicht einmal theoretisch gebildet werden». Im hebräischen Alphabet gibt es nämlich keinen Buchstaben «v».
Für die Herkunft der Behauptung hat Schorch eine Vermutung: «Die Verfasserin oder der Verfasser möchte scheinbar eine assoziative Verbindung zu dem Wort "Dibbuk" herstellen, für das allerdings ein verdoppeltes und hart ausgesprochenes 'b' in der Mitte wesentliche Bedingung ist.» Allerdings werde ein verdoppeltes «Beth» (bb) in der hebräischen Sprache niemals als «v» oder «w» ausgesprochen. Ein einfaches «b» hingegen werde je nach Lautumgebung in Transkriptionen aber auch als «v» geschrieben.
Die Erläuterungen Schorchs bestätigte auch Viktor Golinets, Professor für Hebräische Sprachwissenschaft an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. Auch er sieht einen Bezug der Behauptung auf das Wort «Dibbuk», das auch «Dybuk» oder «Dybbuk» geschrieben werde. Denn in einigen jüdischen Traditionen bezeichnet der Begriff den Geist eines Toten, der gleich einem Dämon in den Körper einer lebenden Person einfahre. Die zugrundeliegende Wortwurzel bedeute allerdings «anhaften» oder «zusammenkleben» - und keineswegs «spalten».
In einigen Fälle wird die Falschbehauptung zusammen mit einem Screenshot des Übersetzungsprogramms von Google verbreitet. Dies könnte der Ursprung der falschen Behauptung sein, da das Programm bei der Eingabe des Wortes «Divoc» das im Hebräischen ähnlich geschriebene Wort «Dibbuk» vorschlägt.
(Stand: 17.3.2023)
Links
Hebräisches Alphabet (archiviert)
Einführende Infos zum «Dibbuk» (archiviert)
Zum Begriff «Dibbuk» (archiviert)
Posting auf «gloria.tv» (archiviert)
Bundeszentrale für politische Bildung über antisemintische Narrative (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.