Kein Anbau-Verbot: Falschinformationen zu Saatgut kursieren seit 2013

Einige Vorhaben der Europäischen Union (EU) führen bei manchen Menschen zu Verwunderung bis hin zu Ärger. Um die EU zu diskreditieren, werden regelmäßig auch falsche Behauptungen verbreitet. So wurde in den letzten Monaten etwa ein Sharepic geteilt, wonach die EU angeblich Obst- und Gemüseanbau in Gärten verbieten wolle. Der Anbau alter und seltener Sorten solle demnach vermeintlich strafbar werden. Da ist selbstverständlich nichts dran.

Bewertung

Es handelt sich um eine Falschbehauptung, die seit einem Jahrzehnt verbreitet wird. Die EU wollte den Obst- und Gemüseanbau in privaten Gärten nie verbieten.

Fakten

Im Jahr 2013 plante die EU-Kommission, Richtlinien für Saatgut zu vereinheitlichen. Die EU hatte damals aber bereits erklärt, dass die Regelung lediglich für professionelle Akteure gelten würde und private Gärten nicht betroffen wären. Ein Jahr darauf lehnte allerdings das Europäische Parlament die neue Saatgutverordnung ab. Das Vorhaben wurde dadurch nie realisiert.

Der niederösterreichische Verein Arche Noah für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt und ihre Entwicklung hatte damals gemeinsam mit Global 2000 das Scheitern der Verordnung begrüßt. Arche Noah bestätigte der dpa indes aktuell, dass kein Verbot des privaten Anbaus durch die EU geplant gewesen sei.

Das virale Sharepic taucht immer wieder in sozialen Medien auf. Es stammt aus einem alten Blogartikel, der auf einen Artikel von 2013 verweist.

Für 2023 ist eine neue Überarbeitung der Richtlinien zum Saatgut in der EU vorgesehen. Es ist weiterhin kein Verbot des privaten Anbaus geplant. Das Vorhaben insgesamt stößt indes wieder auf Kritik.

Die Richtlinien des Saatgutverkehrs in Österreich sind neben EU-Verordnungen unter anderem durch das Saatgutgesetz aus dem Jahr 1997 und die Saatgutverordnung aus dem Jahr 2006 festgelegt. Für private Anwender gibt es gewisse Einschränkungen zu beachten, da der Handel und das sogenannte «Inverkehrbringen» durch die rechtlichen Rahmenbedingungen eingeschränkt ist.

(Stand: 6.3.2023)