Foto von angeblichem Tattoo-Studio in der Ukraine ist manipuliert

22.02.2023, 16:10 (CET)

Wo Krieg geführt wird, wird auch Propaganda betrieben. Ein beliebtes Bild in pro-russischen Kreisen ist das des ukrainischen Neo-Nazis. Ein vermeintlich aktuelles Foto soll das bestätigen. Demnach soll ein Tattoo-Studio in der Ukraine angeblich damit Werbung machen, dass es auch Hakenkreuze entfernt - für Menschen, die das Land Richtung Westen verlassen wollen. Was es mit dem Bild tatsächlich auf sich hat.

Bewertung

Das Bild ist bearbeitet. Auch im Original zeigt es ein Tattoo-Studio, allerdings befindet sich dieses in Russland. Auch der Schriftzug ist im Originalfoto nicht vorhanden.

Fakten

Das Foto wurde vielerorts geteilt, darunter auch bei Twitter. Auf einen Tweet des Users @Zaubitz2000 reagierte Nutzer @TOML_UK mit einer anderen Version des Fotos. Zudem verweist er auf einen Link, der tatsächlich zu einem russischen Tattoo-Studio in der Stadt Bijsk im südwestlichen Sibirien führt. Auch bei Google Maps und Yandex Maps ist dieses Tattoo-Studio namens «Tattooirograf» an derselben Stelle zu finden. 

Tatsächlich sind bei Google Maps auch einige Fotos zum Ort hochgeladen, von denen zwei darauf hindeuten, dass es sich um das Gebäude aus dem Posting handeln könnte. Die im Retweet angegebene URL führt auf einen Eintrag bei 2GIS, eine Art russisches Branchenverzeichnis mit Kartenmaterial. 

Dort ist nicht nur das Unternehmen samt Adresse und Kontaktmöglichkeiten zu sehen, sondern man findet auch Fotos vom Studio - auch eine Außenansicht. Das Foto, das dem im Posting entspricht, ist auf den 16. Jänner 2018 datiert. 

Es ist augenscheinlich, dass das Foto als Vorlage für die Bildmanipulation verwendet wurde. Nicht nur gleicht sich die Fassade auf beiden Bildern, auch die Eiszapfen hängen in derselben Anordnung vom Dach. Zudem scheint im manipulierten Bild in der rechten unteren Ecke der Tür ein Wasserzeichen oder Insert äußerst nachlässig entfernt worden zu sein. 

Der größte Unterschied neben dem im Nachhinein eingefügten Text ist das Fehlen des Hausnummernschilds in der bearbeiteten Version. Über eine Bilder-Rückwärtssuche lässt sich eine höher auflösende Version des Fotos finden. Das Straßenschild verrät in kyrillischen Buchstaben, dass es sich um die «Sowjetskaja-Straße» 52/1 handelt – exakt die Adresse des Tattoo-Studios. 

Die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform weist zudem darauf hin, dass den Fälschern ein verräterischer Fehler unterlief: Sie verwendeten für das Wort «Aktion», das auf das Angebot der Hakenkreuz-Entfernung hinweisen soll, die russische Schreibweise. Das in der Ukraine verwendete «i» gibt es im russischen Alphabet nicht. 

(Stand: 22.2.2023) 

Links

Tweet mit dem manipulierten Foto (archiviert

Retweet (archiviert

Link aus dem Retweet (archiviert

Das Tattoostudio bei Google Maps (archiviert

Das Tattoostudio bei Yandex Maps (archiviert

Foto mit Außenansicht bei Google Maps (archiviert

Weiteres Foto bei Google Maps (archiviert

Infoseite von 2GIS (archiviert

Außenansicht des Studios bei 2GIS (archiviert

Größere Version des Fotos (archiviert

Ukrinform-Artikel (archiviert

Unterschiede Russisch/Rkrainisch (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert

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