Stadtzentrum zerstört

Bei den Angriffen auf Dresden 1945 starben nachweislich rund 25 000 Menschen

23.02.2023, 15:50 (CET)

Im Februar 1945 flogen alliierte Truppen Bombenangriffe auf Dresden. Dabei kamen viele Menschen ums Leben. Doch waren es tatsächlich Hunderttausende, wie Jahr für Jahr im Netz behauptet wird?

Bewertung

Die Zahlen sind falsch. Eine unabhängige Historikerkommission kam 2010 zu dem Ergebnis, dass bei dem drei Tage dauernden Angriff etwa 25 000 Menschen starben. Dass darüber hinaus Leichen spurlos verbrannt sein könnten, ist wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ausgeschlossen.

Fakten

Rund 4 000 Sprengbomben und Brandbomben wurden vom 13. bis zum 15. Februar 1945 über der sächsischen Metropole von britischen und US-amerikanischen Flugzeugen abgeworfen. Vor allem das Zentrum Dresdens wurde dabei fast vollständig zerstört.

Tausende Menschen fanden auf diese Weise den Tod. Eine von der Stadt Dresden eingesetzte Historikerkommission arbeitete die dunklen Tage der Stadt über fast fünf Jahre auf. Dabei werteten sie Aussagen von Zeitzeugen, aber auch Dokumente wie Friedhofschroniken aus. Ihr fast 100-seitiger Bericht kam zum Ergebnis, dass die Opferzahl bei rund 25 000 lag.

Weitere Dokumente, auf die sich der Bericht stützte, waren interne Protokolle der örtlichen SS und Polizei. Diese Berichte erwähnen rund sechs Wochen nach den Angriffen etwas mehr als 22 000 Opfer, die Hochrechnungen beliefen sich auf rund 25 000 Tote. Diese Zahl ist auch in der Bilanz des Dresdner Statistikamtes von 1946 zu finden.

Eine vor allem in rechten Kreisen oft verbreitete These ist, dass es tatsächlich viel mehr Opfer zu beklagen gab. Diese hätten allerdings nicht identifiziert werden können, da die Körper bei den Angriffen vollständig verbrannt worden seien. In dem Bericht wird diese Behauptung allerdings verneint.

Ein begleitender wissenschaftlicher Artikel beschreibt genau, dass das spurlose Verbrennen von Menschen nur bei kontinuierlichen Temperaturen von mindestens 1 000 Grad Celsius über einen längeren Zeitraum möglich wäre. Rechtsmedizinische Gutachter schlossen dies für die Vorkommnisse in Dresden jedoch aus.

Die angeblich deutlich höheren Opferzahlen wurden schon kurz nach den Bombenangriffen von der NS-Propaganda kolportiert, um sie für ihre Zwecke zu nutzen. So schwanken die Angaben zwischen mehreren Hunderttausend Opfern. Rechtsextremisten versuchen auf diese Art bis heute, die Gräueltaten des NS-Regimes zu relativieren.

Dabei wird auch öfter auf andere scheinbare Beweise verwiesen. Etwa ein Brockhaus-Eintrag, der tatsächlich existiert. In einer Ausgabe der Enzyklopädie von 1968 steht, die Zahl der Opfer werde «bis auf 300 000 geschätzt» - eine Quelle dafür bleibt das Buch jedoch schuldig. Auch ein Bericht des Roten Kreuzes aus dem Jahr 1948, der von rund 275 000 Opfern spricht, ist laut der Historikerkommission «nicht belastbar» oder «zumindest nicht nachprüfbar», zumal er sich etwa auf Augenzeugenberichte und Zeitungsmeldungen stütze.

(Stand: 22.2.2023)

Links

Abschlussbericht der Historikerkommission (archiviert

Expertengutachten zu Brandtemperaturen (archiviert

Eintrag im Brockhaus (nur archiviert) 

Rot-Kreuz-Bericht von 1948 (nur archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.