Deutscher Politikerin Özoğuz werden erdachte Worte zur Integration in den Mund gelegt

In Österreich ist die deutsche SPD-Politikerin Aydan Özoğuz eher unbekannt. Dennoch wird auch hier die Behauptung verbreitet, Özoğuz habe eine Integrationssteuer gefordert, damit Migrantinnen und Migranten in Deutschland ein «gutes Leben» führen könnten. Zudem heißt es, sie sei die deutsche Integrationsministerin.

Bewertung

Das Zitat ist erfunden und kursiert seit vielen Jahren im Netz. Özoğuz hat keine Integrationssteuer gefordert.

Fakten

Ein paar Tage bevor das österreichische Posting verfasst wurde, dementierte Özoğuz erneut auf Twitter das ihr fälschlicherweise zugeschriebene Zitat: «Kann mir irgendjemand sagen, wer wieder diesen dämlichen Fake über mich verbreitet? "Eine Diskussion zwecks Einführung einer Integrationssteuer ist dringend nötig, wenn wir weiterhin Solidarität zeigen wollen."»

Bereits im Jänner 2016 sagte Özoğuz in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (DLF): «Ich wurde ja nun immer wieder gejagt mit einer falschen Meldung, ich hätte eine Integrationssteuer gefordert, was absolut falsch war, ich habe das nie getan.» Eine Google-Suche nach dem vermeintlichen Zitat führt zu keinen Treffern.

Der Screenshot im Facebook-Posting, auf dem Özoğuz abgebildet ist, stammt ursprünglich aus einem Interview mit dem Sender Phoenix von Jänner 2015. Auch in diesem Gespräch forderte Özoğuz keine Integrationssteuer. Schon 2015 tauchte der Screenshot zusammen mit dem Falschzitat auf.

In diesem Facebook-Post ist die Qualität besser, sodass man am rechten unteren Rand die Inschrift «in satira veritas by uwe ostertag» erkennen kann. Ostertag ist als Verfasser von erfundenen Zitaten im Internet bekannt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte schon im September 2014 unter dem Titel «Hass im Netz - Ich bin der Troll» ein längeres Porträt Ostertags.

Falsch ist auch die Berufsbezeichnung von Özoğuz. Im Oktober 2021 wurde sie zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages gewählt. Bis 2018 war sie Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

(Stand: 6.2.2023)