Video aus Kunstprojekt

Fahnder fanden Geld bei Kaili in Plastiksackerln

29.12.2022, 17:00 (CET)

Kunst bildet die Realität oft in überspitzter Form ab. Und manchmal wird sie mit Dingen in Verbindung gebracht, mit denen sie ursprünglich nichts zu tun hatte. So auch in diesem Fall.

Politik und Korruption sind die Grundlage vieler Behauptungen, sowohl auf Stammtischen als auch in sozialen Medien. Nicht immer sind sie unbegründet. So wurde kürzlich bekannt, dass die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Eva Kaili aus Griechenland in eine spektakuläre Korruptionsaffäre verwickelt sein dürfte. Dazu kursiert auch bei Facebook ein Video, das einen Fernsehbericht der Bild-Zeitung zeigt. Parallel dazu läuft darunter ein Clip, in dem Unmengen von Euro-Banknoten zu sehen sind. 

Bewertung 

Der Mitschnitt aus dem Bild-Livestream ist echt und wurde weder in Bild noch Ton verändert. Der darunter laufende Clip ist zwar auch nicht bearbeitet, hat aber nichts mit der aktuellen Berichterstattung zu tun. Die Bilder gestapelter Banknoten sind wesentlich älter und stammen von einer Kunstinstallation. 

Fakten 

Der Clip aus Bild TV wurde am 12. Dezember 2022 auch auf YouTube online gestellt und leitete einen Fernsehbericht zur Korruptionsaffäre rund um Eva Kaili ein. In der Wohnung der 44-Jährigen, die tags darauf abgesetzt wurde, wurde Bargeld in Plastiksackerln gefunden. Rund 600.000 Euro stellten belgische Ermittler sicher. Die Spuren des Skandals führen nach Katar und Marokko

Das Geld, das im zweiten Videoclip des vielfach geteilten Postings zu sehen ist, hat jedoch nichts mit der aktuellen Korruptionsaffäre zu tun – und auch nicht mit früheren, ähnlich gelagerten Vermutungen rund um Bestechlichkeit von Politikern. 

Eine Bilderrückwärtssuche mit dem ersten Standbild des Videos liefert zahlreiche Resultate, darunter einen französischen Faktencheck aus dem Jahr 2019. Damals wurde das Video der Redaktion als Teil eines mutmaßlich haitianischen Korruptionsskandals zugespielt. 

Die Redakteure fanden das Video auch im Rahmen ähnlicher Behauptungen aus Russland und Kamerun. Tatsächlich stammt es von einer Kunstinstallation des Spaniers Alejandro Monge. Er selbst teilte und kommentierte das inzwischen viral gegangene Video seines Werks im Februar 2019 auf seinem Instagram-Kanal

Ursprünglich teilte er ein Foto der gesamten Installation schon ein Jahr davor, als es im Rahmen einer spanischen Kunstmesse in einer Galerie in Barcelona zu sehen war und schon damals Aufsehen erregte. Passenderweise trägt die Installation den Titel “Europäischer Traum”. Mit der Causa Kaili, die erst Jahre später von sich reden machte, hat das Kunstwerk dennoch nichts zu tun.

(Stand: 29.12.2022) 

Links

Artikel zur Korruptionsaffäre bei “dw.com” (archiviert

Facebook-Posting (archiviert) (Video archiviert

“Bild”-Clip auf YouTube (archiviert) (Video archiviert

Artikel zur Absetzung bei “spiegel.de” (archiviert)

"spiegel.de" zu Plastiksackerln, archiviert

dpa-Artikel zur Razzia (archiviert

Artikel zu den Hintergründen bei “sz.de” (archiviert

Faktencheck bei “france24.com” (archiviert

Monges Profil bei Instagram (archiviert

Das Video bei Monges Instagram (archiviert) (Video archiviert

Die Installation bei Instagram (archiviert

Blogeintrag zur Art Madrid 2018 (archiviert)

Interview mit dem Künstler aus 2018 (archiviert)

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