Proteste sehen anders aus

Video entstand Wochen vor dem Machtwechsel in Brasilien

22.12.2022, 18:39 (CET)

Bis nach Österreich schlagen die Wellen der Präsidentschaftswahl in Brasilien. Doch nicht alles, was dazu hierzulande gepostet wird, entspricht auch der Lage in dem südamerikanischen Land.

Ende Oktober hatte die Präsidentschaftswahl in Brasilien einen bedeutenden Ausgang: Der bisherige Machthaber Jair Bolsonaro musste dem ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula weichen. Seitdem werden immer wieder Spekulationen über Wahlbetrug verbreitet. Dabei wird auf Facebook ein Video geteilt, das Proteste nach der Wahl in Brasilien zeigen soll: «3 Millionen (!!) demonstrieren in Brasilien gegen gestohlene Wahlen». Ist es tatsächlich das, was man auf den Bildern sieht?

Bewertung

Das Video entstand bereits im September dieses Jahres, einige Wochen vor dem Wahlergebnis am 30. Oktober. Es hat mit dem Ausgang der Wahl also nichts zu tun.

Fakten

Um das Aufkommen von Videos in der Vergangenheit aufzuspüren, kann eine Foto-Rückwärtssuche mit bestimmten Ausschnitten hilfreich sein. Tatsächlich ist das Video schon vor dem Machtwechsel in Brasilien veröffentlicht worden, etwa auf TikTok.

Wie unter anderem an den Kommentaren ersichtlich ist, wurde es spätestens am 11. September online gestellt. Brasilien feierte am 7. September seine 200-jährige Unabhängigkeit von Portugal.

Das Video ist auf der Esplanada dos Ministerios entstanden. Dies ist eindeutig zum Beispiel anhand der weißen Kuppel des Nationalmuseum Honestino Guimarães zu erkennen.

Auch die Faktenchecker von AP und Reuters haben das Video überprüft. Diese vermuten, dass das Video bei einer Bolsonaro-Rede zum Unabhängigkeitstag entstanden ist.

(Stand: 22.12.2022)

Links

Facebook-Posting (archiviertVideo-Download archiviert)

Video auf TikTok (archiviert, Kommentare archiviert)

Standort der Aufnahme (archiviert)

Deutschlandfunk-Bericht zur Unabhängigkeit Brasiliens (archiviert)

Nationalmuseum mit weißer Kuppel (archiviert)

Faktencheck von AP News (archiviert)

Faktencheck von Reuters (archiviert)

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