Umweltproblem

Elektromopeds in China wegen Behördenauflagen aus dem Verkehr gezogen

20.12.2022, 16:43 (CET)

Elektromobilität ist ein Reizthema. Viele unpräzise Behauptungen sind dazu in sozialen Medien zu lesen. Dass etwa tausende Elektromopeds wegen ihrer kaputten Akkus ausgemustert wurden, ist eine davon.

Elektrofahrzeuge gelten als klimaschonende Alternative zu Verbrennern - doch sind sie wirklich nachhaltig? Ein online verbreitetes Video zeigt Unmengen von Elektrorollern, nebeneinander abgestellt und teils von Pflanzen überwuchert. Angeblich sollen sie ausrangiert worden sein, weil ihre Akkulebensdauer überschritten wäre und eine Entsorgung zu teuer käme.

Bewertung

Die Behauptungen zu dem Video sind nicht haltbar. Diese Fahrzeuge wurden temporär aus dem Verkehr gezogen, weil sie gegen behördliche Auflagen – etwa Lizenzen oder schlicht eine Begrenzung an Marktteilnehmern – verstoßen hatten. Das bestätigte der Betreiber der Flotte. Mit den Akkus der Elektromopeds hat das nichts zu tun.

Fakten

Das vielfach geteilte Video hat seinen Ursprung in China. Woher es genau stammt, lässt sich auch nach eingehender Recherche nicht sagen. Erstmals aufgetaucht ist es am 7. November 2022, als es der TikTok-User smartsetting auf die Videoplattform hochgeladen hatte. Dieser User trägt spektakuläre Alltagsvideos aus aller Welt zusammen, lässt sie aber meist unkommentiert.

Dass das Video aus China stammt, lässt sich über die Mopeds herausfinden. Wie die meisten Videos des Users ist auch der Clip mit den Elektromopeds horizontal gespiegelt. Spiegelt man einen Screenshot aus der Mitte des Videos, lassen sich über Google Lens andere Bilder der Fahrzeuge finden. Auch der Schriftzug der Firma Meituan ist darauf deutlicher zu erkennen.

Der chinesische Tech-Gigant wurde vor allem als Essenslieferant bekannt, hat sich aber auch bei Hotelreservierungen und 2018 mit der Übernahme von Mobike mit Leihfahrrädern einen Namen gemacht. Erst seit 2020 setzt man auch auf Elektromopeds. Damit folgte Meituan einem generellen Trend.

Der erst 2014 erschlossene Markt für Bike-Sharing per App war bereits 2018 wieder gesättigt. Die Zahl der Anbieter stieg in dieser Zeit von einem auf rund 80 an. Die Politik reagierte auf die regelrechte Überschwemmung mit Leihfahrrädern und drohte strenge Kontrollen und Strafen an.

Das Geschäftsmodell war daraufhin für viele nicht mehr rentabel, die Firmen, oft finanziell schwer angeschlagen, trennten sich im großen Stil von den Fahrrädern. Bilder von «Fahrradfriedhöfen» mit teils neuen Fahrzeugen gingen um die Welt, heute soll ein Großteil davon verschrottet sein.

Medienberichten zufolge kamen mit dem Verschwinden der Fahrräder aus dem Stadtbild mehr und mehr Elektrofahrräder und Elektromopeds. Auch Meituan stieg um und investierte in die neuen Technologien.

Doch damit wiederholten sich die Probleme. In der Stadt Changshan mussten beispielsweise von rund 460 000 Elektromopeds fast alle wieder von den Straßen. Sie wurden abgestellt, weil sie ohne Nummernschilder unterwegs waren.

Ähnliches dürfte den Elektromopeds aus dem Video widerfahren sein. Wie ein Sprecher von Meituan gegenüber Correctiv erklärte, mussten diese «in einer südchinesischen Stadt» aufgrund behördlicher Vorgaben vorübergehend aus dem Verkehr gezogen werden. Die Fahrzeuge seien auf dem firmeneigenen Parkplatz nur zwischengelagert.

(Stand: 19.12.2022)

Links

Video archiviert

Video bei TikTok (archiviert)

Weitere Bilder der E-Mopeds (archiviert

About-Seite von Meituan (archiviert

Reuters-Artikel zur Übernahme (archiviert

Bericht zu Moped-Großeinkauf von Meituan (archiviert

Time-Artikel zum übersättigten Markt (archiviert

Artikel über die Entwicklung des Marktes (archiviert

Artikel zur Marktregulierung (archiviert

Informationen zu den Strafen (archiviert

Bericht über Schwierigkeiten von ofo (archiviert

Bilderstrecke bei The Atlantic (archiviert

Bericht über Verschrottung vieler Fahrräder (archiviert

Artikel über Aufschwung bei E-Mopeds (archiviert

Meituan zieht bei Fahrrädern die Bremse (archiviert

Lokalaugenschein am Abstellort (archiviert

Artikel zu den Behördenmaßnahmen (archiviert

Correctiv-Faktencheck zum Thema (archiviert)

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