Geschichte über angeblich verstorbenen Nordstream-Ermittler ist frei erfunden

18.10.2022, 11:22 (CEST)

Die Explosionen der Nord-Stream-Pipelines Ende September 2022 werden immer wieder Gegenstand von Desinformation und Verschwörungsmythen. Eine sogar in mehreren Ländern kursierende Behauptung ist, ein Mann, der angeblich «Erik Olsen» heiße, sei der leitende Ermittler in der Anschlagsserie gewesen - und jüngst an einem Bienenstich gestorben und innerhalb weniger Stunden eingeäschert worden. 

Bewertung

Die Geschichte wurde offenbar erfunden und ist falsch.

Fakten

Die Verantwortung für die Ermittlungen liegt neben Deutschland bei Dänemark und Schweden, in deren Hoheitsgewässern die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines aufgetreten sind. 

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte ein Sprecher der schwedischen Staatsanwaltschaft mit, dass es keinen «Erik Olson» oder einen Mann mit ähnlichem Namen gibt, der an den Ermittlungen rund um den Fall beteiligt ist. Es handle sich um Falschnachrichten.

In einigen Social Media-Beiträgen wurde der Nachname des vermeintlichen Ermittlers auch «Ollsen» oder «Olsson» geschrieben. In Posts mit der Falschbehauptung wurde oft auf einen Beitrag im russischen Netzwerk «VK» verwiesen, in dem die Behauptung in ähnlichen Worten auf Französisch wiedergegeben wurde.

Dazu ist das Foto eines Mannes im Anzug zu sehen, der mit einer Mappe in der Hand vor einem Mikrofon steht. Es vermittelt den Eindruck, es handele sich bei dem Mann um jenen Erik Olsen, der gestorben sein soll. Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche wird jedoch schnell klar, dass auf dem Foto Zsolt Borkai zu sehen ist, der ehemalige Bürgermeister der ungarischen Stadt Győr. Das Bild findet sich unter anderem in einem «Hungary Today»-Beitrag

Wie der Sprecher der schwedischen Staatsanwaltschaft zudem der dpa mitteilte, heißt der leitende Staatsanwalt von der National Security Unit im Fall Nord-Stream «Mats Ljungqvist». Er hatte die Ermittlungen Ende September übernommen, wie aus einer Presseaussendung hervorgeht.

Auch auf dänischer Seite ist der zuständigen Behörde der Name «Erik Ollson» unbekannt. Die dänische Generalstaatsanwaltschaft verwies auf Nachfrage an die Polizei Kopenhagen als ermittelnde Behörde. Eine Sprecherin antwortete auf dpa-Anfrage, dass es bei der Polizei Kopenhagen keinen Mitarbeiter gäbe, der «Erik Ollson» heißt oder einen ähnlichen Namen hat.

Die Falschbehauptung führte so weit, dass ein norwegischer Klimaforscher mit dem Namen Erik Olsen nach eigenen Angaben mehrmals klarstellen musste, nichts mit dem angeblichen Nord-Stream-Ermittler zu tun zu haben sowie dass er am Leben sei.

(Stand: 18.10.22)

Links

ORF-Artikel über Ermittlungen (archiviert)

Tweet mit Schreibweise «Ollsen» (archiviert)

Tweet mit Schreibweise «Olsson» (archiviert)

«VKontakte»-Post (archiviert)

Google-Bilder von Zsolt Borkai (archiviert)

Beitrag über Zsolt Borkai bei «Hungary Today» (archiviert)

Presseaussendung der schwedischen Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen (archiviert)

Tweet von norwegischem Klimaforscher Erik Olsen (archiviert)

Über norwegischen Klimaforscher Erik Olsen (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert

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